Endlich raus aus der „Einzelhaft“
Autorin: Karo
Ich möchte hier einmal die Geschichte von meinem Kaninchen Wuschel erzählen, das sein ganzes früheres Leben (sprich von Juni 2007 bis Februar 2010) als Einzelkaninchen fristen musste.
Eigentlich wusste ich schon immer, dass die Einzelhaltung von Kaninchen nicht gut ist und dass man mindestens zwei Tiere zusammenhalten soll. So habe ich das demnach auch bei meinen früheren Kaninchen gemacht, d.h. sie waren alle immer zu zweit.
Da ich vor ca. drei Jahren zwei Weibchen hatte, die sich oft gestritten haben, habe ich mich dazu entschlossen, noch einen Rammler zu ihnen dazu zu holen. Also habe ich Wuschel als jungen unkastrierten Rammler gekauft. Nach seiner Kastrationsfrist und seiner Eingewöhnungszeit habe ich dann versucht, ihn mit meinen beiden Mädels zu vergesellschaften. Leider hat die Vergesellschaftung nicht auf Anhieb funktioniert, denn am Anfang haben die zwei Weibchen ihn immer „fertig“ gemacht und nach einer Zeit hat sich der Spieß herumgedreht und Wuschel hat die beiden Weibchen immer gejagt. Ich muss dazu noch sagen, dass ich zu dieser Zeit noch nicht ausreichend über die richtige Vergesellschaftung von Kaninchen informiert war. Aus diesem Grund ist meiner Meinung nach die Vergesellschaftung auch gescheitert – leider!
In der nachfolgenden Zeit habe ich die Vergesellschaftung immer wieder probiert, aber ich habe die Kaninchen immer nur für eine halbe Stunde zusammengesetzt und das war der große Fehler.
Nach einer Zeit ist dann eines der Weibchen verstorben und dann habe ich die Vergesellschaftung erneute probiert. Diese ist dann leider auch gescheitert, da das verbliebene Weibchen bei der Begegnung mit Wuschel immer dermaßen gestresst war und Wuschel ständig auf sie aufgeritten ist und einfach nicht damit aufgehört hat. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich immer noch nicht richtig über die Vergesellschaftung Bescheid, weshalb ich sie dann immer wieder getrennt habe, weil ich Mitleid mit dem Weibchen hatte.
Also habe ich für mein Weibchen einen kastrierten Rammler aus den Tierheim geholt und die beiden dann versucht zu vergesellschaften. Dies hat auch nicht funktioniert (ich war ja nicht richtig informiert).
Die Folge war dann, dass Wuschel, Tiffy (das Weibchen) und Paulchen (der kastr. neue Rammler) alle min. ein dreiviertel Jahr alleine leben mussten. Ich hatte dabei stets ein ungutes Gefühl, weil ich wusste, dass Einzelhaltung nicht gut ist. Irgendwann war ich dann an einem Punkt, an dem ich mir gesagt habe: „Nein, so kann das nicht weitergehen! Irgendwas muss da falsch laufen. Es kann doch nicht sein, dass keine Vergesellschaftung funktioniert!“ Also habe ich mich einmal ans Internet gesetzt und mich mal gründlich mit der richtigen Vergesellschaftung auseinandergesetzt. Dabei habe ich festgestellt, dass ich viele Fehler gemacht habe und die Vergesellschaftungen deswegen immer gescheitert sind.
Daraufhin habe ich mir als erstes die Vergesellschaftung von Tiffy und Paulchen vorgenommen, welche dann auch – siehe da – funktioniert hat! Jetzt war nur noch Wuschel alleine. Meine Eltern jedoch fanden, dass er keinen Artgenossen braucht, weil er ihrer Meinung nach doch auch alleine glücklich ist. Sie meinten auch: „Der war doch schon sein ganzes Leben alleine und braucht kein anderes Kaninchen. Der möchte doch gar keinen Partner! Außerdem kümmern wir uns doch gut um ihn.“ Und und und… eben diese ganzen Sachen, die Leute behaupten, die keine Ahnung haben!
Ich muss zugeben, dass ich auch etwas Angst hatte ihn nochmal zu vergesellschaften, da er einmal eines meiner Kaninchen ganz arg gebissen hat, so dass dieses sogar vom Tierarzt genäht werden musste. Aber ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, dass er alleine ist. Ich hatte immer so schrecklich Mitleid, wenn ich ihn alleine in seinem Stall habe sitzen sehen. Außerdem zeigt er schon typische „Vereinsamungssymptome“. Er war nämlich die meiste Zeit nur gelangweilt in einer Ecke seines Geheges gesessen und immer, wenn es Futter gab war er sehr aggressiv.
Ich musst erst einmal eine lange und harte Überzeugungsarbeit leisten, damit ich überhaupt ein Weibchen bekomme, das ich dann mit Wuschel vergesellschaften kann.
Letztendlich hat dies dann funktioniert und ich durfte mir ein Weibchen (sie heißt Joy) aus dem Tierheim holen. Nach zwei Wochen Eingewöhnungszeit versuchte ich dann die Vergesellschaftung der beiden. Ich habe sie in einem leider nicht ganz neutralen Raum zusammengesetzt und ich hatte auch keine Versteckmöglichkeiten. Dies hatte zu Folge, dass Wuschel Joy so sehr gebissen hat, dass sie vor Schmerz und Angst geschrien hat! Danach war ich erst mal total geschockt und habe sie sofort getrennt. Ich war mir auch nicht mehr sicher, ob ich die Vergesellschaftung noch einmal probiere.
Ich habe mich danach noch einmal ganz gründlich über die richtige Vergesellschaftung informiert und bin zum Entschluss gekommen, dass ich es doch noch einmal probiere. Ich musste aber wieder meine ganze Familie davon überzeugen, dass es richtig ist, es noch einmal zu versuchen, denn sie waren alle dagegen. Beinahe haben sie es geschafft, mich davon abzubringen, aber ich habe es dann doch gemacht, weil mir das Wohl meiner Tiere sehr am Herzen liegt und ich wusste, dass Wuschel niemals in Einzelhaltung glücklich werden kann.
Ich habe dann alle Vergesellschaftungsregeln strikt befolgt, also ich hatte einen 100 Prozentig neutralen Raum, Versteckmöglichkeiten, genug Platz und Futter. Ich habe die beiden dann gleichzeitig in den Raum gesetzt und Wuschel immer, wenn er Joy angreifen wollte, mit einem Leckerchen abgelenkt (er ist sehr verfressen). Das hat dann auch gut funktioniert, denn er hat sie kein einziges Mal ernsthaft gebissen. Sie waren dann den ganzen Tag zusammen und habe kein einziges Mal gekämpft oder Ähnliches. Den ganzen Tag haben sie sich wieder prima verstanden und sogar zusammen Heu gemümmelt. Daraufhin habe ich sie dann zusammen in ihr neues Gehege gesetzt. Dieses Gehege habe ich komplett neu gestaltet, damit es neutral ist. Die zwei haben sich auch darin super verstanden und seitdem leben sie nun zusammen darin.
Seitdem ist Wuschel viel fröhlicher und auch ruhiger und ausgeglichener geworden. Er ist auch gar nicht mehr aggressiv, wenn man ihm Futter gibt. Ich bin überglücklich, dass die Vergesellschaftung erfolgreich verlaufen ist, denn jetzt habe ich endlich kein schlechtes Gewissen mehr und Wuschel ist endlich nicht mehr alleine!