Kokosöl

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Definition
Kokosöl ist ein Pflanzenfett, welches aus Kopra gewonnen wird, das ist das Fruchtfleisch der Kokosnuss. Kokosöl ist weiß bis gelblich-weiß.

Besondere Eigenschaft
Kokosöl ist bei Raumtemperatur fest. Flüssig wird es bei ca. 24-26°C.

Herstellung
Beim Kokosöl wird zwischen industriellem und nativem Öl unterschieden. Natives Kokosöl wird biologisch schonender hergestellt und das spiegelt sich ebenso in der Qualität und im Geschmack wieder. Das Öl wird durch Kaltpressung gewonnen, dazu werden meist Nüsse aus kontrolliertem biologischem Anbau verwendet. Für das Verfahren müssen frische sonnengereifte Kokosnüsse verwendet werden. Bei zu langen Lagerzeiten verändert sich das Fruchtfleisch der Nuss. Nach dem Öffnen muss die Nuss schnellstmöglich verarbeitet werden, damit keine Nährstoffe verloren gehen. Bei der Herstellung wird komplett auf Chemie verzichtet. Im Gegensatz zur industriellen Herstellung, hier wird die Nuss getrocknet, um anschließend das Fruchtfleisch zu raspeln. Danach wird es stark erhitzt und mechanisch gepresst. Oft werden chemische Zusätze hinzugefügt, um den Geschmack zu verändern, oder es zu bleichen. Möchte man mit Kokosöl benutzen, sollte man also zu nativem Kokosöl greifen, da es nährstoffreicher ist und ohne Chemie hergestellt wurde. Raffiniertes Kokosöl hat meist seine wichtigsten Inhaltsstoffe bei der Verarbeitung bereits verloren.

Transport und Lagerung
Wenn wir Kokosöl kaufen, sollten wir bedenken, dass es vom anderen Ende der Welt kommt. Die beim Transport entstehende Umweltbelastung sollte nicht außer Acht gelassen werden. Vor dem Kauf sollte man überdenken, ob es Alternative gibt. Für die Herstellung werden oft Regenwälder abgeholzt, zudem sind die Arbeitsbedingungen oft sehr schlecht. Die Kritikpunkte bei der Herstellung ähneln denen des Palmöls. Das Öl kommt in Containerschiffen zu uns. Es wird in speziellen Lebensmittel Containern verschickt und vor Licht und Wärme geschützt. Ebenso sollte es zu Hause auch dunkel gelagert werden. Direkte Sonneneinstrahlung und Temperaturänderungen können die Qualität negativ beeinflussen.

Inhaltsstoffe
Der Hauptbestandteil ist Laurinsäure, sie stärkt das Immunsystem und soll positiv gegen Viren und Bakterien wirken. Der nächstgrößere Bestandteil ist Myristinsäure. Dazu kommen weitere Fettsäuren, Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine und Aminosäuren.

Anwendungsgebiete beim Tier
Mit den steigenden Temperaturen nimmt die Anzahl der Insekten wieder zu. Jeder kennt es, man genießt die ersten Sonnenstrahlen im freien und findet zu Hause gleich die erste Zecke. Die ersten Mücken lassen auch nicht lange auf sich warten. Dagegen soll Kokosöl helfen, die meisten Insekten so z. B. Zecken, Milben, Flöhen und manche Mückenarten, mögen den Geruch der Laurinsäure nicht. Diese ist im Kokosöl enthalten. Dieser Geruch soll die kleinen Tierchen abschrecken. So sind einige Halter davon überzeugt ihren Lieblingen das Öl ins Fell zu schmieren. Das Fett im Fell sorgt bei unseren Kaninchen allerdings für einen erhöhten Drang sich zu putzen, um die verklebten Stellen im Fell zu entfernen. Dabei steht das Tier unter erhöhtem Stress. Ebenso zerstört das Fett den natürlichen Schutzmantel der Haut. Es wird als Dreck angesehen, den das Tier schnellstmöglich los werden möchte. Dabei nimmt es allerdings mehr Haare auf als normalerweise. Dies kann in schlimmen Fällen zu Verstopfung oder sogar einem Darmverschluss führen.

Ein anderes Anwendungsgebiet wäre die Fellpflege, dafür kann ein wenig Kokosöl im Fell verteilt werden, um es geschmeidiger zu machen, dies ist bei gesunden Kaninchen allerdings nicht nötig. Daraus folgen jedoch die bereits erwähnten Probleme, der erhöhten Fellaufnahme, der Stress, den das Tier beim Putzen hat und die Gefahr der Verstopfung. Die Funktion des Fellkleides wird ebenfalls beeinträchtigt. Zudem lassen sich Probleme mit dem Fell auch durch das Füttern von Saaten verbessern.

Kokosöl kann beim Kokzidienbefall unterstützend gegeben werden. Es unterstützt das Immunsystem und die Darmflora. Auf die gleiche Weise kann es eingesetzt werden, um Würmern vorzubeugen. Dazu sollte es allerdings unter dem Futter versteckt werden und auf keinen Fall im Fell verteilt werden. Es ersetzt auch nicht den Gang zum Tierarzt und sollte nur unterstützend zu den Medikamenten gegeben werden. Es sollte nicht über einen zu langen Zeitraum angewendet werden, da es die Kaninchen schnell dick machen kann.

Leckerchen aus Kokosöl
Material: Silikon-Eiswürfelform, Kokosöl, Ölsaaten
Herstellung: Das Kokosöl im Wasserbad erhitzen, bis es flüssig ist. Die Ölsaaten hinzugeben, sodass ein festes Gemisch entsteht. Dieses nun in die Eiswürfelform füllen und Erkalten lassen. Sollte keine Eiswürfelform zur Hand sein, kann man auch kleine Kugeln rollen. Nach vollständigem Erkalten verfüttern. Dabei ist darauf zu achten, dass diese Leckerchen sehr kalorienlastig sind und schnell dick machen können. Es sollten nur zwei pro Woche pro Tier verfüttert werden. 

Alternativen
Gerade im Fellwechsel kann bei anfälligen Tieren rohfaserhaltiges Futter, wie z.B. Wiese und Heu (zieht die Haare quasi im Darm mit sich) und Lactulose verfüttert werden. Regelmäßigem Bürsten während des Fellwechsels unterstützt dies, sodass die Haare gar nicht erst in den Magendarmtrakt gelangen. Alternativ zu Kokosöl können im Fellwechsel z. B. Ölsaaten gefüttert werden. Dazu gehören unter anderem Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Sesam und viele mehr. Ölsaaten sind kleine Dickmacher, daher sollte man nur kleine Portionen anbieten. Ihre Inhaltsstoffe wirken sich positiv auf das Fell aus.

Bei Wurmbefall können als Alternative auch Walnussbaumblätter, Lauch, Wurmfarn, Brunnenkresse,  Hornklee, Bärlauch, Rainfarn, Kapuzinierkresse und Schnittlauch verfüttert werden. Sie sind ein natürliches Entwurmungsmittel und haben im Gegensatz zu Kokosöl oder Saaten keine gesundheitsgefährdenden Risiken. Sie ersetzen aber keinen Tierarzt-Besuch und sollten nur unterstützend gegeben werden.

Fazit
Auch wenn Kokosöl viele gesunde Inhaltsstoffe hat, sollte es mit bedacht eingesetzt werden. Beim Kauf von billigem Öl nimmt man Kinderarbeit in Kauf und die Umweltbelastung beim Transport sollte ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Vor der Anwendung sollte man darüber nachdenken, ob zu einer der Alternativen gegriffen werden kann, diese sind billiger und haben den gleichen Erfolg. Ebenso sollte bei Verdacht auf Kokzidienbefall oder Verstopfung immer zuerst ein Tierarzt aufgesucht werden. Mit diesem sollte man ebenfalls das Zufüttern von Kokosöl absprechen. Dabei sollte das Öl nicht im Fell des Tieres verteilt werden, um unnötigen Stress und erhöhte Haaraufnahme zu vermeiden. Möchte man das Tier trotzdem mit Kokosöl unterstützen und Leckerchen selbst machen, sollten nie zu viele verfüttert werden, um das Tier nicht dickzufüttern. Es sollte nie nach dem Motto: „Viel hilft viel“ vorgegangen werden.


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