Gebärmuttererkrankungen

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Allgemeines

Der folgende Infotext befasst sich mit verschiedenen Erkrankungen der Gebärmutter. Diese werden oft, besonders im Rahmen von Diskussionen rund um die Kastration bei weiblichen Kaninchen, als „krankhafte Veränderungen der Gebärmutter“ zusammengefasst, jedoch handelt es sich dabei in Wahrheit um verschiedene Erkrankungen, die jedoch u. U. zusammenhängen können.

Der größte Risikofaktor zur Entstehung ist hierbei ein hormonelles Ungleichgewicht, d.h. die Hormone Östrogen und/oder Progesteron werden ungewöhnlich stark ausgeschüttet. Bei zu starker Ausschüttung von Progesteron werden die sog. Uterindrüsen in der Gebärmutter dazu angeregt, vermehrt Sekret zu produzieren, wohingegen es bei Östrogen zu Vergrößerungen der Gebärmutterschleimhaut kommt. Gemeinsam haben beide Wege der Veränderung jedoch, dass hypersexuelle, unkastrierte Häsinnen eher gefährdet sind, ein hormonelles Ungleichgewicht zu erleiden.

Kaninchen sind von Natur aus sehr stark auf Fortpflanzung ausgelegt, denn sie sind polyöstrische Tiere – das heißt, ihre Eierstöcke durchlaufen viele Zyklen pro Jahr (was nicht bei allen Säugetieren der Fall ist). In der Haltung als Heimtier ist die sehr regelmäßige Befruchtung der Eizellen und somit häufige Trächtigkeit von weiblichen Kaninchen (schon allein aus Tierschutzgründen) jedoch nicht umsetzbar. Bei Innnenhaltung kommt hinzu, dass die natürliche Regulation von außen durch die Jahreszeiten ausbleibt, denn im Winter zeigen auch Kaninchen normalerweise von allein deutlich weniger sexuelle Aktivität.

So kommt es, dass viele Häsinnen sog. hypersexuelles Verhalten zeigen. Dazu gehören häufige Scheinträchtigkeiten (denn der Eisprung wird bei Kaninchen spontan durch Berammeln ausgelöst), Reviermarkierungen durch Spritzen von Urin, Berammeln von anderen Kaninchen und erhöhte Aggressionsbereitschaft. Entsprechend des hormonellen Chaos entwickelt und verändert die Gebärmutter betroffener Häsinnen sich währenddessen häufig, wobei verschiedene Veränderungen als Komplikation auftreten können, denn unter dauerhaftem Hormoneinfluss vergrößern sich sowohl die Schleimhaut, als auch die Uterindrüsen. Dazu kommt die starke Durchblutung des Gewebes und die Wahrscheinlichkeit für Blutungen und andere Schäden steigt.

Dabei darf eine Gebärmuttererkrankung i.d.R. nicht für sich allein betrachtet werden, denn sie hängen fast alle miteinander zusammen und können sich während des Verlaufes ineinander „umwandeln“. So können z.B. aufgrund bereits vorliegender Zysten zusätzlich Blutungen in der Gebärmutter (Hämometra) auftreten (dazu später mehr). Die folgende Grafik dient zum besseren Verständnis der Zusammenhänge. Jedoch gilt es zu beachten, dass all diese Entwicklungen zwar auftreten können, jedoch muss dies nicht zwangsläufig immer der Fall sein!

Die meisten der später genannten Erkrankungen sind zudem stark raumfordernd, d.h., dass die Gebärmutter sich voluminös in den Bauchraum ausdehnt und dabei den Darmtrakt stark zurückdrängen kann. Als Folge entstehen Verdauungsbeschwerden mit den für sie üblichen Komplikationen und Schmerzen. Leidet ein Kaninchen also immer wieder unter Verdauungsbeschwerden mit unklarer Ursache, so kann es sich lohnen, auch einen Blick auf die Gebärmutter zu werfen – denn ist sie z.B. im Röntgenbild stark vergrößert, so hat man die Ursache für immer wiederkehrende Verdauungsleiden des Tieres höchstwahrscheinlich gefunden.

Vorbeugemaßnahmen

Außerdem gelten für alle Gebärmuttererkrankungen grob dieselben möglichen Vorbeugemaßnahmen. Die wichtigste Vorbeugemaßnahme ist selbstverständlich die Kastration (später z.T. als Ovariohysterektomie bezeichnet), wobei der Häsin unter Narkose Eierstöcke und Gebärmutter entfernt werden und was einmal entfernt wurde, kann selbstverständlich nicht mehr erkranken. Jedoch sollten dabei andere Faktoren wie etwa das Alter oder die allgemeine Gesundheit der Häsin nicht außer Acht gelassen werden, denn bei einer Kastration bei weiblichen Kaninchen handelt es sich selbstverständlich um eine Operation unter Vollnarkose, wobei der Bauchraum durch einen Schnitt eröffnet wird. Die Risiken sind hierbei heutzutage äußerst gering, jedoch raten wir ausdrücklich dazu, sich hierüber noch einmal gesondert zu informieren – z.B. in unserem Infotext über die Kastration bei weiblichen Kaninchen. Spätestens bei auftretenden hypersexuellen Verhaltensweisen wie etwa ständigen Scheinschwangerschaften sollte eine Kastration in Erwägung gezogen werden.

Hormonelle Schwankungen können jedoch auch durch äußere Faktoren abgemildert werden. So kann z.B. die Fütterung eine große Rolle spielen, denn ein Nährstoffüberangebot wird von Kaninchen häufig mit Frühling und somit Paarungszeit assoziiert, also ist der Hormonstatus unserer weiblichen Kaninchen ein weiterer Grund für eine möglichst naturnahe, überwiegend blättrige Fütterung. Außerdem sollten alle Kaninchen selbstverständlich in artgerechter Haltung leben, wo es viel Platz gibt und ausreichend Möglichkeiten zum Toben, Buddeln und Knabbern, damit hormonell gestresste Kaninchen sich angemessen abreagieren können und nicht z.B. aus Langeweile anfangen, andere Tiere in der Gruppe zu rammeln.

Auch kann versucht werden, dem hormonellen Stress mit pflanzlichen Mitteln etwas entgegenzuwirken. Hier ist es jedoch ratsam, eine*n Tierheilpraktiker*in oder Tierärzt*in zu Rate zu ziehen.

Die eben genannten Maßnahmen ersetzen im Ernstfall jedoch keinesfalls einen Tierarztbesuch bzw. eine Operation mit sofortiger Entfernung von erkranktem Gewebe!

Die folgenden Infotexte stellen die Erkrankungen im Detail vor, dabei wird jedoch nicht noch einmal gesondert auf die Ursache und Vorbeugemaßnahmen (Ausnahme Pyometra) eingegangen, da diese im obigen Text bereits ausreichend beleuchtet wurden. Der Fokus liegt im Folgenden also jeweils auf den Symptomen, Verläufen und Behandlungen der jeweiligen Erkrankung.

Endometriale Hyperplasie (Volumenzunahme der Gebärmutterschleimhaut)

Hämometra (Blutansammlung in der Gebärmutter)

Tumore der Gebärmutter

Hydrometra & Mukometra (wässrige/schleimige Ansammlungen in der Gebärmutter)

Pyometra (Vereiterung der Gebärmutter)


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