Erfahrungsbericht: Myxomatose

Unsere Myxomatose-Erfahrung

Autorin: Corinna K.
Dauer vom 09.09.2014 bis zum 22.11.2014
Betroffene Kaninchen: Valli, Ronja und Lieschen

Meine Tiere leben in Außenhaltung. Zum Zeitpunkt des Myxo-Ausbruches im September hatte ich 5 Tiere.

Valli war der Erste, der Anzeichen zeigte, das war am 09.09.2014. Geschwollene Augen, geschwollenes Geschlecht, ansonsten noch recht gut beieinander. Ich habe Valli sofort separiert und mit der Behandlung begonnen und so gut es ging das Außengehege gereinigt. Leider war der Verlauf so grauenvoll, dass er innerhalb von nur 3 Tagen dermaßen zugeschwollen war, eitrigen Ausfluss aus den Augen, Atembeschwerden sowie Schluckbeschwerden hatte, und wir ihn leider am 14.09.2014 einschläfern mussten. Ich hätte es nicht gewagt noch länger zu warten, er wäre vermutlich qualvoll erstickt. Ich bin unsagbar traurig darüber, da ich Valli, der 10 Jahre alt war und davon 6 alleine im Knast saß, ein neues Leben schenken wollte. Leider war Valli nicht geimpft, ich hätte ihn evtl. impfen lassen, wollte aber erst beobachten. Zudem habe ich nach wenigen Tagen, die Valli bei mir war, festgestellt, dass er schlecht sah, es wurde ein Glaukom festgestellt und eine massive Entzündung des Auges sowie stark erhöhter Augendruck, was ich behandelt habe, so dass eine Impfung in dem Fall vorerst auch nicht zur Debatte stand. Von Valli möchte ich kein Foto einstellen als er krank war, es schmerzt mich immer noch sehr, dass ich ihn nicht retten konnte und ich möchte ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn in den wenigen 6 Wochen die er bei mir lebte gefühlt habe. Mein Herzkaninchen Valli! Von der Erde bis zum Himmel und immer in meinem Herzen! Ich hatte Dich lieb gewonnen in der kurzen Zeit für ein ganzes Leben lang.

Behandelt habe ich jedes erkrankte Tier ab Tag 1 wie folgt:

  • Zylexis® Kur an Tag 1, 3 und 9

  • Antibiose (Baytril®)

  • Schmerzmittel Metacam®

  • Schmerzmittel Novalgin® (sinnvoll zur Fiebersenkung)

  • Posifenicol® C 1 % Augensalbe (2 x täglich)

  • Kühlende Augentropfen Hylo®-Fresh (Bei Bedarf)

  • Baby-Nasentropfen zum Abschwellen (Otriven®)

  • Inhalation je nach Bedarf bis zu 6 x täglich (NaCI 0,9)

  • Hochdosiertes Vitamin

  • Normale Vitamintropfen aus dem Handel

Hinzu habe ich mich entschieden eine entsprechende Heel–Kur ebenfalls zu starten. Ich hatte am ersten Tag sofort Heel kontaktiert und ein Gespräch mit einem Arzt dort geführt und mich dann nach Beratung für folgende Produkte entschieden:

  • Traumeel® ad us.vet.

  • Mucosa compositum ad us.vet

  • Lachesis alles ad us.vet.

In der ersten Woche Tag 1, 5 und 8 sowie in den kommenden 4 Wochen 2 x wöchentlich jedes Mittel. Tägliche teils mehrfache Reinigung der Augen und Nase mit feuchten Mullkompressen. Ich habe einen Myxomatose-Kalender für jedes Tier geführt in dem ich die Medikamentengabe genau notiert habe (jeder hatte da ja einen anderen Rhythmus und teils eine andere Dosierung), Verhalten und Veränderungen des jeweiligen Tieres sowie Fressverhalten. Klar freut man sich über jeden Halm der gefuttert wird und ich wollte einfach über die kleinen Freuden hinaus sichergehen, dass auch wirklich genügend Nahrung aufgenommen wurde. Und es war gut, den „Roten Faden“ nachlesen zu können. Es half mir enorm das alles so objektiv wie möglich zu sehen, denn Objektivität bei dieser Krankheit war für mich ein absolutes MUSS.

Ronja wog zu Beginn 2,6 kg und jetzt auch noch, zwischendurch hatte sie mal knapp 100 Gramm abgenommen. Lieschen wog zu Beginn 2,9 kg und jetzt 3,0 kg, Madame hat zugelegt! Ich musste keines meiner Tiere päppeln, habe jedoch Breie der verschiedensten Sorten angeboten in Schälchen und alles was es an Wiese, Zweigen, Blättern, Saaten, Blütenpollen, getrockneten Kamillenblüten, Cranberries, Kernchen, Strukturschmaus, Kümmelstangen, Leinpellets, Ingwer, alles was es an Gemüse, Kräutern und Obst gab täglich angeboten. Ich schätze zu Hochzeiten hat Ronja eine Birne pro Tag weggeballert, Hefenparty lässt grüßen. Natürlich hab ich auch Unmengen an Futter weggeschmissen, aber für mich zählte jedes bisschen an Energie was die Tiere zu sich genommen haben. An Getränken verdünnte Tees, Säfte und Wasser. Ich habe mich sogar dazu hinreißen lassen „sonst“ völlig überflüssigen Kram im Supermarkt zu kaufen „Vitakraft & Co“ aber es war mir egal, Hauptsache es wurde gefuttert.

Ich habe mich bemüht so gut es geht darauf zu achten, dass sie sich trotz allem einigermaßen ausgewogen ernähren. Notfalls habe ich auch mal genervt und mit bestimmten Sachen vorm Näschen gewedelt, so dass ich halbwegs auf der sicheren Seite war, dass keine Aufgasung oder Verstopfung zusätzlich kam.

Mein Tagesablauf war folgender:
Ich bin um 5.00 Uhr aufgestanden habe zuerst die „noch gesunden“ Tiere im Außengehege versorgt, Wiese gesammelt und mich dann umgezogen und im Anschluss die erkrankten Tiere im Haus versorgt, gegen 6.45 Uhr bin ich los zur Arbeit gefahren. In der akuten Phase von ca. 2-3 Wochen bin ich täglich in der Mittagspause heimgefahren, keines der Tiere war länger als 4 Stunden ohne Aufsicht. Wenn ich es nicht geschafft habe, hat mein Mann es eingerichtet oder war früher zu Hause. Geschlafen habe ich in dem Zimmer in dem die Krankenlager aufgebaut waren.

17.00 Uhr Feierabend, erneut Wiese sammeln, Einkäufe, daheim gegen 18.00 Uhr und erst wieder die gesunden Tiere versorgt, dann die erkrankten, Haushalt, Wäsche waschen, Teppiche wechseln, Desinfizierung verschiedener Gegenstände im Haus, Wischen. Dauer der Versorgung der erkrankten Tiere mit Medikamentengabe, Säuberung und Behandlung der Wunden, Inhalation und alles was nebenbei auffällt schätze ich auf 4 Stunden pro Tag. Gegen 23.00 Uhr war mein Tag dann zu Ende.

Verlauf Ronja

Während der Inkubationszeit folgte am 12.09.14 Ronja (9 Jahre) also 3 Tage nach Valli. Es zeigten sich ebenfalls erste Anzeichen, erneut separiert, mit der Behandlung begonnen und das Außengehege erneut gereinigt. Da Valli so extreme Auswürfe hatte und Ronja völlig verstört war, weil ich sie reinholen musste, entschied ich mich vorerst die beiden nicht zusammen zu setzen und hab ein weiteres Gehege für Ronja im Haus errichtet. Ronja war aufgrund Ihrer Krebserkrankung (bösartig) nicht geimpft. Das letzte Mal mit Nobivac® 2012, all die Jahre zuvor war sie ebenfalls geimpft. Ich gehe davon aus, dass sie das gerettet hat, obwohl KEIN Impfschutz bestand! Dies ist aber nur eine Vermutung von mir.

Hier ist Ronja an Tag 1:

Hier ist Ronja an Tag 2:

Der Verlauf bei Ronja war relativ schlimm, Augen, Nase, Mäulchen, Pfoten sowie Löffel waren allesamt betroffen und es bildeten sich schnell Geschwüre, teils eitrig, teils blutig. Innerhalb von nur 4 Tagen war Ronja komplett zugeschwollen. Ronja hatte lange hohes Fieber. Da das Fieber einfach, trotz der Medikamente nicht runterging, habe ich aus einem Gefühl heraus einfach kühle feuchte Tücher genommen, mich oft und lange zu ihr gelegt und die Tücher um die Löffel gewickelt oder wenn ich nicht da war, ihr Kühlung angeboten, wie man es im Sommer macht, mit feuchten Tüchern oder gekühlten Gegenständen in Tüchern eingewickelt. Sie hat das gut angenommen und konnte wählen, ob es ihr guttat oder nicht.

Ronja Tag 5

Die Augen schwollen schnell zu und es wurde täglich schlimmer.

Mäulchen und Nase:

Die Augen und Nase habe ich täglich gereinigt und die oberflächlichen Verkrustungen ganz vorsichtig eingeweicht und mit kleinen Tupfern entfernt, danach etwas Wund- und Heilsalbe aufgetragen.

Die fetten Krusten haben wir in der Klinik entfernen lassen, das sah dann danach so aus:

In der Klinik war ich 1 x wöchentlich mit Ihr, da sie auch extrem laute Atemgeräusche machte, so dass ich nach den Untersuchungen in jedem Fall ausschließen wollte, dass die Lunge betroffen ist, sondern frei, das war zum Glück jedes Mal der Fall, auch wenn ich das kaum fassen konnte, so wie sich Ronja angehört hat. Nach ca. 6 Wochen, es ging nicht vor und zurück, sie hat sich immer mehr gegen Medikamente gewehrt, wurde mäkelig in allem, die Verdauung funktionierte nicht mehr so richtig und so entschied ich mich, an Absprache mit unserem betreuenden Arzt, gänzlich auf Medikamente zu verzichten, bis auf die Augensalbe. Ich dachte das war es jetzt, sie hat geröchelt wie eine Dampflok aber nie durch den Mund geatmet, hatte während der ganzen Zeit mehr oder weniger guten Appetit. Sie war ruhig aber nicht apathisch oder dergleichen.

Kaum hatten wir die Medikamente abgesetzt und auf die wöchentlichen Klinikbesuche verzichtet, ging es schlagartig bergauf. Ich bin mir ziemlich sicher, Stressvermeidung war hier der Knoten der sich bei Ronja gelöst hat. Sie wurde merklich aktiver, zeigte viel mehr Interesse, Verdauung war wieder top und das Fell wurde langsam weicher und sie machte, obwohl sie noch schlimm aussah, einfach einen viel viel besseren Eindruck.

Hier der Heilprozess innerhalb einer Woche NACH Absetzen der Medikamente:

Mäulchen

Die Krusten am Augen heilten gut ab, auch wenn das hier noch bedrohlich fies aussieht, aber kein Ausfluss mehr, keine blutigen Stellen und die Dinger fielen praktisch täglich schichtweise ab. 

Die letzte Kruste hat sie sich selber abgepuhlt, das waren dann immer solche Teile: Hier noch an der Nase, hoch zum Auge deutlich erkennbar.

 

Nach 8 Wochen war Ronja wieder die Alte, lebendig, aktiv, verfressen, wild und kess, sie ist in Höchstform. Ihre alten so tollen Eigenarten sind wiedergekommen, nichts deutet darauf hin, dass sie mal diese schwere Zeit durchgemacht hat. An den Löffeln arbeiten wir noch, aber das wird. Eine komplette Kralle ist mitsamt eines Geschwulstes abgefallen, aber das stört sie nicht. Um die Augen herum und an den Wunden war schnell ein kleiner leichter Flaum, nun ist das Fell an den meisten Stellen schon wieder gut nachgewachsen.

Wir haben es geschafft.

Da es zu kalt ist um Ronja wieder zu der Gruppe zurück zu führen, wird sie bis Mai im Haus bleiben. Da ich es nicht fertig bringe, dass sie bis dahin alleine bleibt, habe ich mich schon auf die Suche nach einem Partner begeben, der dann ebenfalls im Mai mit nach draußen zieht.

Ronja heute!

Während ich um Ronja bangte folgte Lieschen am 17.09.2014.

Lieschen (7 Jahre) war geimpft 2013/2014 (erstmalig von mir, der Vorbesitzer hatte sie nie impfen lassen) jeweils im Februar und hatte somit vollen Impfschutz. Ihr Verlauf war harmlos, naja, harmlos im Gegensatz zu Valli und Ronja. Hier zwei Fotos, die Augen waren in dieser Form geschwollen und leichten Ausfluss, den ich aber problemlos täglich entfernen konnte. Ihr Geschlecht allerdings war streckenweise walnussgroß geschwollen und feuerrot, ich hatte die Befürchtung das platzt auf oder sie bleibt dran hängen so habe ich da komplette Gehege von ihr weich ausgepolstert. Fieber hatte Lieschen keins, auch sonst zeigte sie gar keine Anzeichen, dass es ihr nicht gut ging.

Leider konnte ich Ronja und Lieschen nicht zusammen in einem Gehege pflegen, da Ronja dermaßen zugeschwollen war und Lieschen einfach zu wild, ich habe es probiert aber Lieschen ging derart auf Ronja los, so dass ich mich für ein separates Gehege entschied. Stress wäre für Ronja nicht tragbar gewesen, also habe ich sofort abgebrochen. Es zeigte sich am Ende ja, dass es die richtige Entscheidung war. Auf Ihrem ganzen Rücken hatte Lieschen winzige (reiskorngroße) kleine Pusteln, die aber nach kurzer Zeit abfielen. Nach 4 Wochen wurde Sie für „gesund“ erklärt, ich habe mich entschieden ihr Immunsystem noch weiter 2 Wochen zu pushen und seit dem 01.10.2014 ist Lieschen wieder glücklich im Außengehege einzogen.

Lieschen an Tag 2

Lieschen nach 6 Wochen:

Die Haare um die Augen herum sind nachgewachsen, man sieht gar nichts mehr. Die Umstellung von drinnen wieder nach draußen lief problemlos und die Freude war riesengroß als Lieschen endlich wieder bei Ihren Gefährten war.

 

Meine anderen Tiere im Außengehege hat es zum Glück nicht erwischt. Die Angst, dass der Albtraum noch größere Ausmaße annimmt war kaum auszuhalten.

Hotte ca. 1,5 Jahre alt geimpft mit Nobivac® im Juli! Herrscher über sein Reich!

Flocke 5 Jahre alt, Schnupferin, 2012 zuletzt geimpft! Trotz nicht vorhandenem Impfschutz hat sie sich nicht angesteckt und ist fit wie eh und je!

Persönliche Anmerkung von mir

Ich habe mich während den 2 Monaten in denen ich mit dem Befall zu tun hatte sehr aus verschiedenen Kreisen zurückgezogen, einfach um in Ruhe für mich entscheiden zu können, wie ich mit meinen Tieren verfahre. Alles andere hätte mich wahnsinnig gemacht. Ich war die ersten Tage in einem kompletten Ausnahmezustand, ich habe nächtelang gegooglet, kaum geschlafen, mich verrückt gemacht, teils mit Vorwürfen, wieso ich ein schon krankes Tier nicht doch geimpft habe usw. Heute, rückblickend mit der Gewissheit, dass zwei Tiere wieder gesund sind, nach „ruhigem“ Lesen muss ich sagen, ich hätte mich Impftechnisch nicht anders entschieden. Jedenfalls nicht zu dem Zeitpunkt. Ich denke allerdings über eine Impfung im Frühjahr nach.

Die wenigen Pausen die ich in der akuten Phase hatte waren spärlich, die wollte ich so gut wie möglich „Normal“ verbringen. Wenn man einen Befall hat, dann ist das meiner Meinung nach nicht zwingend das Aus! Man muss aber wissen auf was man sich einlässt.

Für mich war entscheidend: In erster Linie meine Tiere! Ich habe es mir im Laufe der Jahre angewöhnt auf meine Tiere zu hören. Ich habe einiges an Krankheiten durch und mich immer auch auf meine Tiere verlassen. Natürlich auch auf unsere Tierklinik und mein Bauchgefühl.

Ich habe mir den Satz zu Herzen genommen, den Herr Dr. M. zu mir sagte:  Frau K., auch Ihr Tier muss es wollen!

Tja, was bedarf es noch, außer wunderbarer Tiere, die einen so tollen Lebenswillen haben, dass „so kurios es sich anhört“ man trotz des schlimmen Aussehens, des üblen Eitergeruches und des völligen Ausnahmezustandes zwar nicht das Gefühl hat, das alles ist ein Spaziergang der schon vorüber geht, aber dennoch die Sicherheit in sich trägt, das man es gemeinsam packen kann.

  • Starke Nerven, sehr starke Nerven

  • Einschätzung was Qual ist und was an Behandlung vertretbar ist.

  • Wo Geduld angebracht ist oder wo Handeln erforderlich ist.

  • Geld …ohne Ende Geld, ich bin alles in allem um die 800 Euro ärmer, was mir aber völlig wurscht ist. Neben den Klinikbesuchen, Medikamenten, zusätzlichen Nebenprodukten kamen Spritkosten hinzu, da ich teils kilometerweit gefahren bin um bestimmte Wald- und Wiesenkräuter zu suchen und und und.

  • Zeit, viel Zeit, es bedarf einer guten Betreuung und Beobachtung der Tiere.

  • Fähige Tierärzte die notfalls eine Entscheidung treffen und möglichst rund um die Uhr für einen da sind.

  • Quarantäne / Quarantänemöglichkeit (war mir sehr wichtig und halte ich für unerlässlich)

 

Meine Quarantänemaßnahmen

  • Ich habe sofort meine Futterstationen getrennt und die Zubereitung der Mahlzeiten strikt voneinander getrennt. 

  • Schalen und Näpfe ebenfalls streng getrennt.

  • Wiesenkörbe zum Sammeln ebenfalls.

  • Gehegeeinrichtungen getrennt, gereinigt und neu verteilt bzw. auch entsorgt.

  • Zum Einkaufen für Gemüse etc. bin ich nur komplett gereinigt gefahren, so dass keinerlei Gefahr bestand, dass an mir noch irgendetwas haftet, was ggf. irgendwo hängen bleibt.

  • Anziehsachen hatte ich streng getrennt. Im Untergeschoss unseres Hauses hatte ich immer frische Klamotten, die auch nie ins Obergeschoss, in dem die Krankenstation war, gelangt sind.

  • Ich bin im Obergeschoss nur auf Socken gegangen, die ich immer oben gelassen habe und unten dann eben saubere.

  • Ich habe mir jedes Mal die Hände gewaschen/desinfiziert wenn ich von oben nach unten kam.

  • Mehrmals täglich geduscht, wenn ich eine Knuddelrunde mit Ronja oder Liese eingeschoben hatte und danach nochmal nach draußen zu den anderen Tieren musste.

  • Klinikbesuche waren immer so vereinbart, dass ich entweder die letzte Patientin war, außerhalb der Sprechstunden am Wochenende oder aber die letzte Patientin des jeweils behandelnden Arztes, wenn dieser danach Feierabend hatte. Den Wartebereich habe ich nie mit den Tieren betreten.

  • Bei den Transporten in die Klinik hatte ich die Tiere jeweils in Ihrer Transportbox und diese dann nochmal in einem Karton, den ich danach sofort entsorgt habe.

  • Auto bin ich mit Einweghandschuhen gefahren, die ich danach auch sofort entsorgt habe.

  • Während der Zeit hatte ich keinen Besuch von meinen Karnickel-Freundinnen oder habe Freunde besucht, die ebenfalls Kaninchen haben.

  • Nach der täglichen Toilettenreinigung der Tiere habe ich das Streu und Stroh täglich hier im Container in der Firma verschlossen in dicken Müllsäcken entsorgt.

  • Keine Ahnung wie oft ich Wäsche, Teppiche und dergleichen gewaschen habe, der Verbrauch an Waschmittel war jedenfalls enorm.

100 % kann man die Quarantäne und Vorsichtsmaßnahmen vermutlich nicht einhalten.

Abschließend bleibt zu sagen, dass ich wohl irgendwie in diesem Albtraum funktioniert habe, heute weiß ich nicht mehr wie manches geklappt hat, es lief irgendwann, die Routine so gruselig sie war, war mein Alltag, da habe ich mich irgendwie zurechtgefunden.

Wir hatten großes Glück in all dem Unglück.

Mein besonderer Dank gilt meinem Mann, der mich prima unterstützt hat und sich ebenso gut um die Tiere gekümmert hat, mich in die Klinik begleitet hat und Ronja gehalten hat, weil´s mich aus den Latschen gehauen hat bei der Krustenentfernung an den Augen, mir viele Wege abgenommen hat und mich zwischendurch beruhigt hat, was sicherlich das schwierigste für ihn war.

Mel, meiner engen Vertrauten, die Tag und Nacht für mich erreichbar war! Ich fürchte ich habe Mel in den Wahnsinn getrieben, getreu unseres Mottos:

Gemeinsam, niemals einsam!

Und nicht zuletzt dem Team unserer Tierklinik, Dr. M. und Frau Dr. L. die sich beide außergewöhnlich um die Tiere und uns gekümmert haben und mir zu jeder Zeit mit Gesprächen geholfen haben. Beide waren jederzeit für mich erreichbar, es fand während der 6 Wochen in denen ich regelmäßig dort war ein intensiver Austausch bis ins kleinste Detail statt.

Und nicht zuletzt Ronja und Lieschen, die der Scheiß-Seuche gezeigt haben, wo der Hase langläuft!!!

War es schlimm? Ja es war schlimm, streckenweise wusste ich nicht was am schlimmsten war, die kranken Tiere so zu sehen, die täglichen Verschlimmerungen ehe endlich Besserung eintrat, die Angst noch ein Tier zu verlieren, die Tage zu zählen, bis ich zumindest bei den verbleibenden Tieren sicher war, das draußen nichts mehr nachkommt, die Angst nach Hause zu kommen und nicht zu wissen was mich erwartet, jeder Gang zum Außengehege mit einer Übelkeit im Magen, die kaum auszuhalten war.

Rückblickend würde ich alles genau so wieder machen, aber unter den Voraussetzungen die mir gegeben sind. Es war das schlimmste was ich in Bezug auf meine Tiere jemals erlebt habe und die haben mir im Laufe der Jahre schon so einiges geboten. Ich möchte das für die Tiere und auch für mich nie nie wieder erleben. Ganz schlimm war für mich, dass ich keine Zeit hatte um Valli zu trauern, weil sich die Ereignisse überschlugen. Ich habe das nachgeholt als alle über den Berg waren und mich verabschiedet.

Deswegen möchte ich diesen Bericht auch mit ganz vielen liebevollen Gedanken an Valli beenden. Ich hätte mir so gewünscht, dass er noch lange bei mir bleibt. Ich versuche die Gedanken aus meinem Kopf und Herzen zu verbannen, dass die Zeit für ihn nur so kurz war, aber eins ist gewiss, die 6 Wochen waren vermutlich die schönsten seines Lebens, von Beginn an eine wunderbare Einheit mit seinen Gefährten, Platz, frische Sommerluft, gutes Essen, Liebe und Fürsorge, daran halte ich mich fest, dass er das mitgenommen hat, als er in meinen Armen eingeschlafen ist…

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