Ohrräude

Infotext als PDF-Download (mit Bildern)
Infotext als PDF-Download (ohne Bilder)

Allgemeines
Die Ohrräude beim Kaninchen ist eine Infektionskrankheit mit Hautparasiten. Sie kommt bei allen Rassen vor und ist für andere Kaninchen über direkten Kontakt ansteckend! Es handelt sich hierbei um einen Milbenbefall mit den Ohrmilben Psoroptes cuniculi. Diese durchstechen die oberste Hautschicht und ernähren sich von Gewebsflüssigkeit, teilweise auch von Blut. Diese siedeln sich vor allem am Ohrgrund und in den Hautfalten der Ohrmuschel an und führen somit zu einer Entzündung des äußeren Gehörganges (Otitis externa). Die Milben können beim starken Befall auch auf andere Körperregionen, wie dem Kopf, Hals oder Schulterbereich übergehen oder zu einer Mittel- oder Innenohrentzündung (Otitis media oder Otitis interna) führen.
Die Entwicklung vom Ei bis zur ausgewachsenen Milbe dauert 2-3 Wochen.

Ursachen
Ursache der Ohrräude ist eine Ansteckung mit Milben. Kaninchen stecken sich meist durch direkten Kontakt zu erkrankten Tieren mit Ohrräude an. Eine Ansteckung kann aber auch über kontaminierte Gegenstände oder Einstreu erfolgen.

Symptome
Betroffene Kaninchen leiden unter starkem Juckreiz, schütteln sich oft und lassen teilweise die Ohren hängen. Im Ohr entstehen geschichtete Krusten und Borken mit blätterteilähnlichem Aussehen. Durch bakterielle Sekundärinfektionen kann es zu feuchten, eitrigen Entzündungen im Ohr kommen. Oft folgt bei einem stärkeren Befall die Kopfschiefhaltung oder es treten Bewegungsstörungen auf. Bei stark ausgeprägter Ohrräude betreffen die Symptome nicht nur allein die Ohren des Kaninchens. Einzelne Milben wandern in Richtung Kopf, Hals und Schultern ab, wo sie sich weiter vermehren. In wenigen Fällen sind sie außerdem am unteren Rücken und im Genitalbereich des Kaninchens zu finden. Durch Kratzen gelangen die Milben außerdem an die Pfoten. Erkrankte Kaninchen fressen meist schlecht und magern folglich ab. Die Ohrräude ist sehr schmerzhaft für das Kaninchen und sollte bei Erkennung sofort behandelt werden.

Diagnose
Die Diagnose erfolgt meist schon an den typischen Symptomen der Ohrräude beim Kaninchen. Außerdem können Milben mithilfe eines Otoskops im Gehörgang nachgewiesen werden. Oft werden zusätzlich Tupferproben aus dem Ohr entnommen, somit kann man die Parasiten mittels eines Ausstrichs mikroskopisch nachweisen.

Behandlung
Zur Behandlung werden zunächst die Ohren des Kaninchens vorsichtig mit lauwarmer Wundspüllösung und Tupfern gereinigt. Dabei werden Sekret, Ohrenschmalz und lockere Krusten im Ohr entfernt. Für die Therapie der Ohrräude sind Wirkstoffe geeignet, welche die Milben abtöten (Akarizide). Diese werden äußerlich angewendet, entweder als Salbe, Tinktur oder als Spot on (Stronghold, Advocate) – das am häufigsten angewendete Verfahren. Alternativ können Antiparasitika auch gespritzt werden, hierfür bieten sich Ivomec und Dectomax an. Sind Entzündungen vorhanden, wird zusätzlich ein Antibiotikum verabreicht, lokal und unter die Haut. Antibiotische Augentropfen können beispielsweise auch in diesem Falle für die Ohren verwendet werden. Je nach Allgemeinzustand empfiehlt es sich, die ersten Tage auch ein Schmerzmittel zu geben. Da Ohrräude durch direkten Kontakt ansteckend ist, sollten alle Kaninchen, die Kontakt zum erkrankten Tier haben, mitbehandelt werden, auch wenn diese noch keine Symptome zeigen. Außerdem sollte auf Hygiene im Kaninchengehege geachtet werden, Streu sollte regelmäßig gewechselt werden und Gegenstände sollten ausgekocht werden. Die Behandlung erfordert Zeit, Spot on-Präparate werden über eine längere Zeit angewendet und die Ohren werden regelmäßig gereinigt. Keinesfalls sollte man die Krusten entfernen, da dies für das Kaninchen schmerzhaft ist und sich das Ohr weiter entzünden kann. Trägt man stattdessen spezielle Wundsalbe auf, fördert dies beim Kaninchen die Heilung der Ohrräude.

Surolan und Aurizon, welche oft bei Hunden und Katzen zur Ohrreinigung angewandt werden, sollten für Kaninchen nicht eingesetzt werden! Denn sie enthalten Cortison, was bei Kaninchen zu schlimmen Nebenwirkungen führen kann, und verunreinigen durch ihre ölige Konsistenz das Fell der Tiere.

Prognose
Die Ohrräude beim Kaninchen hat eine gute Prognose, solange richtig und lang genug gegen die Milben behandelt wird. Bei konsequenter Behandlung gehen die Borken und Krusten nach einiger Zeit zurück und das Kaninchen ist milbenfrei.

Vorbeugung
Die Ohrräude lässt sich nicht immer vorbeugen, jedoch sollte man auf eine gute Hygiene und eine artgerechte Haltung achten. Das Gehege sollte regelmäßig gereinigt werden und ab und zu sollten alle Gegenstände im Gehege heiß ausgekocht werden. Außerdem sollten neue Kaninchen bevor sie zu der vorhandenen Gruppe gesetzt werden, vom Tierarzt durchgecheckt werden, um eine frühzeitige Ohrräude zu erkennen. Fällt diese positiv aus, sollte das Kaninchen zunächst einzeln gehalten und behandelt werden.


Das könnte dich auch interessieren:
Wo finde ich einen guten Tierarzt?
Was ist Raubmilbenbefall?
Wie pflege ich meine Kaninchen richtig?

Gerne unterstützt dich das Möhren sind orange-Team
bei Fragen und Problemen rund um die Kaninchenhaltung.
Erreichbar unter kontakt@moehren-sind-orange.de oder direkt hier.