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Es gibt mehrere Gründe für die Notwendigkeit einer solchen Therapie beim Kaninchen.
Diese können sein:
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Lähmungen und eingeschränkte Mobilität durch z. B:
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Verletzungen des Rückenmarks und/oder der Nerven durch z.B. Stürze oder Ausrutschen auf zu glattem Boden
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Bandscheibenvorfälle und/oder deformierte Wirbel
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Angeborene oder entwickelte Fehlstellungen der Gelenke
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Arthrose, Spondylose, Arthritis, rheumatoide Erkrankungen
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Innere Erkrankungen wie z. B. EC
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Muskelschwäche durch z. B.:
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Lange Krankheit
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Nach Operationen
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Altersbeschwerden
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Allgemeines Wohlbefinden durch Massagen
Die wichtigsten Grundregeln:
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Niemals gegen den Willen des Kaninchens handeln, es festhalten und/oder zum Mitmachen zwingen. Normalerweise zeigen Kaninchen recht deutlich, wie sie die Behandlung empfinden.
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Das Kaninchen durchgehend aufmerksam beobachten
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Tut ihm die Behandlung gut? Knuspert und/oder schleckt es sogar? Fallen die Augen zu? (Zeichen für Wohlbefinden)
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Hat es Schmerzen? (Bei Unsicherheit sofort die Behandlung abbrechen!)
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Behandlungsort
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Aktive, mobile Tiere niemals auf erhöhtem Platz behandeln, immer ebenerdig
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Kein kalter, zugiger Raum
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Für eine bequeme, ebene Unterlage sorgen, allerdings auch nicht zu weich. Das Kaninchen muss problemlos darauf sitzen können
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Evtl. eine zweite Person hinzuziehen, die das Tier zusätzlich streichelt und mit beobachtet
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Gerne auch mal mit gesunden Leckerchen belohnen
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Massage:
Bei der Massage kommt es weniger darauf an, die „richtigen“ Druckpunkte zu finden, eher dem Kaninchen Wohlbefinden zu verschaffen. Hier gilt, vorsichtig und sanft auszuprobieren, was das Tier als angenehm empfindet und wo es Schmerzreaktionen und/oder Fluchtanzeichen zeigt. Massagen kann man auch wunderbar mit Streicheleinheiten verbinden, bzw. währenddessen eine kurze Gesundheitskontrolle durchführen.
Man startet vom Nacken des Kaninchens links und rechts der Wirbelsäule und beginnt mit wenig Druck leicht kreisend, am besten mit Daumen und Zeigefinger, zu massieren. So arbeitet man sich bis etwas oberhalb des Beckens vor.
Im Bereich des Oberschenkels empfinden viele Kaninchen die sanfte Massage ebenfalls als sehr angenehm.
Wärmebehandlung:
Nach der Massage kann eine Wärmebehandlung die gelockerten Muskeln zusätzlich entspannen. Dies kann man durch z. B. ein Kirschkernkissen, eine Wärmflasche oder mit Rotlicht durchführen. Aber Vorsicht! Kirschkernkissen und Wärmflasche nie direkt auf die Haut bzw. das Fell legen! Immer mit einem Handtuch oder einer Kissenhülle umwickeln. Optimal ist eine lauwarme Temperatur. Bitte auch niemals das Kaninchen unbeaufsichtigt lassen, anknabbern darf es die Wärmequelle auf keinen Fall! Beim Gebrauch einer Rotlichtlampe immer darauf achten, dass das Kaninchen genug Ausweichmöglichkeiten hat und selbst entscheiden kann, ob es sich der Wärme aussetzt. Wärmebehandlungen dürfen allerdings nicht bei Entzündungen, Herzerkrankungen, Kreislaufproblemen und Infektionskrankheiten angewendet werden.
Physiotherapie:
Passive Bewegungstherapie:
Zur passiven Bewegungstherapie gehört das sanfte, vorsichtige Durchbewegen aller Gelenke, um diesen mehr Beweglichkeit zu verschaffen und den Bewegungsapparat geschmeidiger zu machen bzw. zu erhalten und somit Schmerzen zu lindern. Um mit den Gelenken im Bereich der Hinterläufe zu arbeiten, legt man das Kaninchen am Besten in Schräglage und nimmt vorsichtig das obere Beinchen in die Hand. Die andere Hand bleibt stützend auf der Hüfte liegen, sodass das Kaninchen das Bein nicht ruckartig wegziehen kann und somit eine Verletzungsgefahr besteht. Nun beginnt man vorsichtig, mit sanften, kleinen Bewegungen die Gelenke durchzubewegen. Immer nur in die Richtung, in die auch die natürliche Beweglichkeit geht. Am besten beginnt man im Bereich der Kniescheibe und arbeitet sich über das Fusswurzelgelenk bis zu den Zehen vor. Ebenso kann man mit den Vorderbeinen verfahren. Man merkt meist recht schnell, dass der Bewegungsradius mit der Zeit größer wird, also die Muskeln gelockert werden, die Gelenke geschmeidiger werden.
Aktive Bewegungstherapie:
Um das Kaninchen anzuregen, sich wieder mehr selbst zu bewegen, kann man kleine Hindernisse aufbauen und es mit Leckerchen darüber locken.
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Im Slalom um Gegenstände herumführen
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Ein Wackelbrett benutzen
Hier kann man auch neurologische Tests einfließen lassen:
Hinterbeine:
Das Kaninchen mit einer Hand sanft am Oberkörper halten, mit der anderen Hand den Hintern fixieren. Die Hinterläufe sollten dabei ausgestreckt nach unten hängen. Nun auf einem stabilen Untergrund die Beinchen abstellen, dass fast das komplette Eigengewicht des Tieres auf den Hinterbeinchen liegt. Das Kaninchen kurz sich selbst ausbalancieren lassen und dann wieder hochnehmen.
Die gleiche Übung kann man auch mit den Vorderbeinchen machen. Hier auch wieder mit einer Hand den Brustkorb des Kaninchens stabilisieren, die andere Hand stützt den Hintern und die Hinterläufe.
Eine weitere Übung zum Muskelaufbau ist das „Umstupsen“. Hierzu sitzt das Kaninchen selbstständig. Mit einem Unterarm begrenzt man die Seite des Kaninchens und schiebt es mit dem Arm vorsichtig zur Seite. Der Widerstand, den das Tier leistet bzw. das seitliche Weghüpfen um nicht umzufallen, stärkt die Muskulatur und fördert die neurologischen Funktionen.
Diese Übungen mehrmals wiederholen mit kurzen Pausen dazwischen. Allerdings nicht zu oft, da es sehr anstrengend ist.
Osteopathie
Die Osteopathie soll die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen und baut auf der These auf, dass das Bewegungssystem eng mit dem restlichen Körper verbunden ist, somit auch unmittelbare Auswirkungen auf die Atmung, das Herz-Kreislauf-System, den Stoffwechsel und das seelische Wohlbefinden hat.
Man arbeitet mit bloßen Händen, um Blockaden der Bänder und Gelenkverklebungen zu lösen. Diese entstehen z. B. nach Unfällen, Stürzen, Muskelverspannungen oder Narbenbildung.
Grundsatz der Osteopathie ist die Faszienbehandlung. Faszien sind muskel- und organnumhüllendes Bindegewebe und durch sie sind alle Strukturen und Systeme im Körper miteinander verbunden und beeinflussen sich gegenseitig. Kann bedeuten, der Ort der Beschwerden muss nicht mit dem Ort der Ursache übereinstimmen.
Beim Kaninchen gibt es drei signifikante Stellen, um eine Faszienbehandlung durchzuführen.
Die Ohren
Man umfasst vorsichtig die Ohren soweit am Ansatz wie möglich und übt sanften Zug in Wuchsrichtung aus. Kurz den Zug halten und dann wieder lösen. Dies wiederholt man ein paarmal. Meistens beginnt das Kaninchen sofort zu knuspern und empfindet es als entspannend.
Die Schultern
Man legt den Zeigefinger auf eine Seite, den Mittelfinger auf die andere Seite kurz hinter dem Genick auf die Schulter des Kaninchens. Nun beginnt man, leichten Druck in Richtung Blume auszuüben. Auch hier mehrmals wiederholen. Viele Kaninchen finden dies sehr entspannend.
Die Blume
Man umfasst mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig die Blume direkt am Ansatz und beginnt sehr vorsichtig sanften Zug auszuüben. Gerade Kaninchen mit Rückenproblemen finden dies sehr angenehm. Wie auch zuvor, mehrmals wiederholen.
Man kann bei diesen Übungen nicht allzu viel falsch machen, so lange man vorsichtig und sanft mit dem Kaninchen umgeht und es permanent beobachtet. Wichtig ist einzig, dass es dem Kaninchen nicht unangenehm ist und/oder es ihm gut tut. Die Behandlungen können beliebig variieren, sollten aber maximal eine halbe Stunde dauern. Je nach Beschwerden sollte eine Behandlung ca. alle zwei Tage stattfinden, um dem Organismus zwischen den Behandlungen eine Pause zu gönnen.
Eine kurzfristige (!!!) Erstverschlimmerung der Beschwerden und/oder Muskelkater sind nach einer Behandlung völlig normal. Ebenso vermehrtes Trinken und Müdigkeit.
Als angenehmen Nebeneffekt baut man durch die Behandlung eine viel engere, vertrauensvolle und innige Beziehung zu seinem Tier auf. Wenn es dann noch Leckerchen zum Abschluss der Behandlung gibt, wird das Kaninchen auch beim nächsten Mal wieder gerne mitmachen.
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