Erfahrungsbericht: Myxomatose

Autorin: Inga P.

Erfahrungsbericht Myxomatose – Charlotte und Sullivan

In diesem Erfahrungsbericht möchte ich Euch von einem etwas ungewöhnlichen Myxomatosefall berichten. Das Besondere daran ist, dass er gut ausging, was ja normalerweise nicht der Fall ist. Bei nicht geimpften Kaninchen überleben rund 20% der befallenen Tiere – vorausgesetzt, sie sind nicht zu alt und haben ein ungewöhnlich gutes Immunsystem und einen einwandfreien Allgemeinzustand, sodass keine Sekundärinfektionen auftreten. Frei übersetzt bedeuten diese Fakten, dass nicht geimpfte Kaninchen, welche mit Myxomatose infiziert werden, nur zu einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit überleben. Ich bin schon mein ganzes Leben lang mit Kaninchen in Kontakt und kenne viele andere Kaninchenhalter, aber ich habe nie von einem Kaninchen gehört, das die Myxomatose – ganz gleich, ob geimpft oder nicht – überlebt hat.

Doch im August 2013 sollte sich dies ändern.

Da mein Kaninchen Cappuccino im Juni verstarb, kümmerte ich mich schnellstmöglich um einen neuen Partner für meine Häsin Charlotte. Im Juli zog dann Sullivan zu uns, ein freundlicher, gemütlicher, schwarzer Widder mit blauen Augen, in den ich mich sofort verliebt hatte. Er war noch nicht lange im Tierheim, als ich ihn abholte und er hatte Glück, quasi direkt in ein neues Zuhause ziehen zu können. Im Tierheim wurde er direkt bei der Ankunft gründlich durchgecheckt, kastriert und auch geimpft. Charlotte und Sullivan verstanden sich auf Anhieb super, sodass ich eine Woche später bedenkenlos in den Urlaub fahren konnte.

Zwei Wochen war ich weg und als ich wiederkam, war das erste, was ich vorfand, zwei Kaninchen mit zugeschwollenen Augen. Zunächst einmal konnte ich es mir überhaupt nicht erklären, da ja beide Kaninchen geimpft waren. Allerdings war es eindeutig die Myxomatose und mir fiel wieder ein, dass Kaninchen sich trotz Impfung infizieren können und folglich sah ich für beide Kaninchen keine Rettung mehr, da die Myxomatose ja fast immer tödlich endet und Sullivans Krankheitsstadium auch schon sehr weit fortgeschritten war. Sein Atem ging nur noch rasselnd, er hatte komplett zugeschwollene Augen und das Fell an seinen Ohren war ausgefallen, diese waren nun mit zahlreichen Pocken besetzt. Kurzum: Sullivan sah todkrank aus und angesichts der Tatsache, dass die Inkubationszeit, also die Zeit, wo schon eine Infektion vorliegt, aber keinerlei klinische Symptome gezeigt werden, bei Myxomatose etwa 2 Wochen beträgt und die Krankheit dann innerhalb weiterer maximal 14 Tage bis zum Tod fortschreitet, wurde mir klar, dass ich Sullivan schon krank aus dem Tierheim geholt hatte, ohne, dass es irgendjemand wusste, da er ja zu diesem Zeitpunkt noch keine Symptome zeigte. Charlotte hatte er natürlich angesteckt und so fuhr ich am nächsten Morgen direkt zu meiner Tierärztin in der Annahme, dass ich beide Kaninchen einschläfern lassen muss. Meine Tierärztin sah in Sullivan genau dasselbe Problem wie ich: Dass die Krankheit schon zu weit fortgeschritten war und er keine Chance mehr hatte. Einige Minuten nach dieser Feststellung schloss Sullivan seine Augen dann für immer und war von seinem Schmerz erlöst. Charlotte jedoch durfte laut meiner Tierärztin kämpfen, denn sie sah eigentlich noch vollkommen gesund aus, bis auf ein Auge, welches etwas nass war. Und sie hat es tatsächlich geschafft! Der Krankheitsverlauf verschlimmerte sich nicht mehr, das nasse Auge hat sie allerdings bis heute, was allerdings – wie sich später herausstellte – aus einem verstopften Tränennasenkanal resultiert.

Meine Tierärztin vermutet, dass Charlotte überlebt hat, da sie jahrelang immer pünktlich geimpft wurde, was für ein Überleben der Krankheit sehr wichtig sei, wie sie mir erklärte. Eine Impfung schützt zwar im Fall von Myxomatose nicht immer vor der Infektion an sich, aber eine regelmäßige Impfung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Myxomatose überlebt wird, erheblich. Nach dem Überleben der Krankheit gilt es jedoch zu beachten, dass das betroffene Kaninchen, falls es allein lebt, für ca. 6 Monate keinen neuen Partner bekommen kann, da es die Viren in dieser Zeit noch in sich trägt und somit noch ansteckend ist, ohne selbst Symptome zu zeigen.

Charlotte geht es heute wieder gut und sie lebt momentan vorübergehend bei einer Freundin, wo sie Wiese, viel Platz, Beschäftigungsmöglichkeiten und bald auch endlich einen neuen Partner bekommt.

Mein persönliches Fazit aus diesem Erlebnis ist, dass eine Impfung, die zunächst vielleicht sinnlos erscheint da sie nicht vor der Infektion schützt, letztendlich doch nicht sinnlos ist und viele Leben retten kann. Charlotte wäre ansonsten mit 3 Jahren gestorben und hat nun dank der Impfung noch viele, schöne Jahre vor sich.

Das Problem bei der Myxomatose ist, dass man nicht mehr viel tun kann, wenn ein Kaninchen erst einmal infiziert ist, außer hoffen. Denn das einzige, was einen Virus bekämpfen kann, ist das eigene Immunsystem, eine medikamentelle Behandlung der Myxomatose ist nicht möglich, es können höchstens bakterielle Sekundärinfektionen behandelt werden, um das Kaninchen zumindest in diesem Punkt zu entlasten. Dies bedeutet, dass die einzige mögliche Hilfe eine gute Vorbeuge in Form von Impfungen ist, welche den Krankheitsverlauf im Fall einer Infektion positiv beeinflussen können.

In diesem Sinne: Schützt Eure Kaninchen gut. 🙂

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