Autorin: Inga
Aufgrund ständiger Scheinschwangerschaften ließ ich meine Charlotte im Sommer 2011 kastrieren. Um Risiken beim Kastrationsprozess weitestgehend ausschließen zu können, machte ich einen Termin bei einem sehr kaninchenerfahrenen Tierarzt. Das Tierarzt-Team zeigte sich bereits am Telefon bei der Terminvereinbarung sehr kompetent: Mir wurde alles erklärt, was ich beachten sollte, also zum Beispiel, dass Charlotte nicht nüchtern sein durfte, etc. Ich bemerkte schnell, dass die mir vermittelten Informationen mit meinem Wissen übereinstimmten und machte mir von diesem Moment an keine Sorgen mehr. Ich brachte Charlotte am Morgen um 8.00 Uhr in die Tierarztpraxis. Zuerst wurde geprüft, ob Charlotte auch wirklich gesund und somit in der Lage war, gefahrlos operiert zu werden. Sie hatte keinerlei gesundheitliche Beschwerden und wurde dann sofort in Narkose gelegt. Am Nachmittag um 16.00 Uhr sollte ich sie abholen. (Ich durfte sie erst wieder mit nach Hause nehmen, wenn sie aus der Narkose erwacht war, um Risiken ausschließen zu können.) Als ich am Nachmittag wieder in die Tierarztpraxis kam, saß Charlotte (sie war von der Narkose natürlich noch ganz benommen) wieder in der Transportbox und mein Tierarzt erklärte mir, was ich nun zu beachten hatte und gab mir Schmerzmittel (Metacam) und ein Antibiotikum (Baytril) mit.
Zu Hause hatte ich das Gehege mit Handtüchern ausgelegt, um die Wunde zu schonen, was zunächst sehr ungewohnt für meine Kaninchen war, ihnen aber schon nach kurzer Zeit sehr gut gefiel. Charlotte verweigerte am ersten Tag komplett die Nahrungsaufnahme, aber darauf war ich vorbereitet gewesen. Als sie auch am nächsten Tag fast nichts zu sich nahm, gab ich ihr etwas Möhrenbrei in einer Spritze, den sie nicht verschmähte. Am dritten Tag fraß sie schon wieder ein wenig und am vierten Tag nach der Kastration stürzte sie sich zum Glück wieder gierig auf das Futter.
Mit der Medikamentenverabreichung hatte ich keine Probleme, Charlotte schleckte die Medikamente häufig schon von der Spritze herunter. Auch die Wundkontrolle ließ sie sich problemlos gefallen. Als Hilfe hatte ich in den ersten zwei Tagen meine Freundin, die Charlotte die Medikamente ins Maul spritzte während ich sie festhielt und die Wunde betrachtete während ich Charlotte entsprechend hielt. Unbedingt notwendig wäre dies allerdings nicht gewesen, ich hätte es wahrscheinlich auch allein geschafft, und später konnte ich Charlotte die Medikamente auch sehr gut allein verabreichen. Sie ließ sie sich weiterhin brav ins Mäulchen spritzen und auch die Wunde sah mit jedem Tag besser aus. Ich hatte das Glück, dass Charlotte nie an der Wunde herumknabberte oder -leckte und musste ihr somit also auch keinen für sie unangenehmen Schutz verpassen.
Ich musste zwei Tage nach der Kastration erneut mit Charlotte in die Tierarztpraxis, wo eine Wundkontrolle durch den Tierarzt vorgenommen wurde. Die Wunde war gut geheilt. Zehn Tage später wurden die Fäden gezogen und die Kastration mit ihren Nachwirkungen war abgeschlossen. Charlotte konnte endlich wieder komplett in ihren Kaninchen-Alltag zurückkehren.
Ich persönlich habe bei Charlottes Kastration die Erfahrung gemacht, dass eine Weibchenkastration kein Grund zur Sorge ist, so lange sie auch wirklich bei einem erfahrenen Tierarzt erfolgt. Sie ist aber durchaus komplizierter als die Kastration eines männlichen Kaninchens, diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Insgesamt bin ich mit dem Verlauf des Prozesses sehr zufrieden, es gab glücklicherweise keinerlei Probleme. Mein Tierarzt war ebenfalls sehr zufrieden, es hätte gar nicht besser verlaufen können. Der Kastrationsprozess und seine Nachwirkungen waren mit Sicherheit sehr stressig für Charlotte und ich merkte ihr jeden Tag an, wie sehr sie ihren Artgenossen Cappuccino in dieser Zeit brauchte: Ständig suchte sie seine Nähe und ich möchte mir nicht ausmalen, wie es ohne ihn gelaufen wäre. Außerdem hat es Charlotte offensichtlich sehr geholfen, dass in ihrer gewohnten Umgebung alles beim Alten geblieben war.
Charlotte hat sich seit der Kastration kaum verändert, sie hat all den Stress sehr gut verarbeitet und erfreut sich nun endlich wieder an einem sorgenlosen Kaninchen-Alltag. Die einzige auffällige Veränderung bezüglich Charlotte ist, dass sie nicht mehr so dominant ist wie vor der Kastration, was natürlich sehr positiv ist. Und nicht zu vergessen: Jetzt sind die ständigen Scheinschwangerschaften und das Risiko von Gebärmutterhalskrebs und div. anderen Krankheiten an der Gebärmutter auch endlich Vergangenheit.