Futterumstellung und Diät

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Abstract
Futterumstellungen sollten langsam und schrittweise (Richtwert 4-6 Wochen) erfolgen, damit es nicht zu Verdauungsbeschwerden kommt. Übergewicht – unter welchem viele Kaninchen leiden – führt zu etlichen gesundheitlichen Problemen (u.a. Fliegenmadenbefall, Arthrose, Herz- und Kreislaufprobleme etc.). Im Idealfall sollten die Rippen und Wirbelsäule gut fühlbar, aber nicht sichtbar sein. Bei einer gewünschten Gewichtsabnahme sollte die Kaloriendichte der Ernährung reduziert werden, nicht die Menge der Nahrung. Zu wenig Futter und Fütterungspausen können zu lebensbedrohlichen Aufgasungen führen. Mit einer rein blättrigen Ernährung, die zusätzlich erarbeitet werden muss, erreichen gesunde Kaninchen ihr Idealgewicht. Die häufigsten Ursachen für Untergewicht sind Zahnprobleme oder Darmparasiten, sodass umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden sollte. Regelmäßiges Wiegen hilft, um Gewichtsschwankungen rechtzeitig zu erkennen.

Futterumstellung

Jede Futterumstellung (auch die Abgewöhnung von Futter) muss langsam und schrittweise erfolgen. Viele Kaninchenhalter füttern gleich zu Beginn zu viel von neuem Futter. Jedoch sind Kaninchen auf eine gesunde Darmflora (unter anderem Bakterien) angewiesen. Die Zusammensetzung der Nahrung bestimmt das Vorhandensein einer gesunden Darmflora. Zu schnelle Futterwechsel oder eine nicht artgerechte Nahrung führen zu Verdauungsbeschwerden. Bei einer zu schnellen Futterumstellung wird der Darm stark belastet und die Folgen sind oft Durchfall oder Aufgasungen. Die Darmflora hat sich an das bisherige Futter angepasst und muss sich jetzt langsam verändern.  Es sollte mit kleinen Häppchen begonnen werden, die von Tag zu Tag ein bisschen gesteigert werden. Führe die Umstellung lieber zu langsam als zu schnell durch. Der Richtwert einer kompletten Umstellung beträgt 4-6 Wochen. Nasses Futter sollte ebenfalls langsam angefüttert werden, wenn die Kaninchen bisher nur trockenes Futter gewohnt sind. Bekommen die Kaninchen Durchfall, war die Umstellung zu schnell, man sollte wieder einen Schritt zurückgehen und sich mehr Zeit lassen. Je älter ein Kaninchen ist, umso länger sollte man für eine Umgewöhnung einplanen. Jungtiere lassen sich meist innerhalb von 1-2 Wochen gut auf Frischfutter umstellen.  

Des Weiteren hat es sich insbesondere bei Neuzugängen bewährt, den Stress einer veränderten Haltung nicht gleichzeitig mit einem abrupten Futterwechsel zusammentreffen zu lassen. Ebenfalls ist es nicht ratsam, eine Vergesellschaftung gleichzeitig mit einem Futterwechsel stattfinden zu lassen. 

Zu dick?

Viele Kaninchen leiden an Übergewicht (siehe Bild oben). Dies ist auch kein Wunder, wenn die Lieblinge mit großen Augen nach Leckerlies betteln. Das Gewicht ist von der Rasse und Größe des Tieres abhängig, deswegen kann man keine allgemein gültige Angabe machen, ab wann ein Kaninchen zu dick ist. Oft ist das Kaninchenfell so dicht, dass man eventuell vorhandene Speckröllchen nicht sieht. Im Idealfall sollte man Rippen und Wirbelsäule gut fühlen, aber nicht sehen können. 

Fühlt man beim Abtasten kaum die Rippen oder Wirbelsäule, hat das Kaninchen ein „Doppelkinn“ (Wamme) oder tritt der Bauch an beiden Seiten des liegenden Kaninchens hervor, sollten unbedingt die Ernährung und der Platzbedarf überdacht werden. Zu beachten ist, dass die Wamme bei manchen Rassen als Schönheitsideal angezüchtet wurde. Sie kann also auch bei normalgewichtigen Kaninchen vorhanden sein. Umso wichtiger ist es dann die anderen Merkmale, die auf Übergewicht hindeuten, zu überprüfen.  

Eine Diät für Kaninchen bedeutet nicht weniger zu füttern, sondern es kommt darauf an, was gefüttert wird. Ein Kaninchenmagen muss ständig gefüllt sein, damit die Verdauung in Gang bleibt. Es dürfen keine Fütterungspausen eingesetzt werden, denn Kaninchen haben einen sogenannten “Stopfmagen“, der nur sehr schwach bemuskelt ist. Wenn oben also kein Futter nachgeschoben wird, kommt unten nichts mehr heraus und im Magen bilden sich Gase. Dies ist nicht nur schmerzhaft, sondern auch gefährlich, denn Kaninchen haben keine Möglichkeit, wie wir Menschen, überschüssige Luft „abzulassen“. Daher ist es notwendig den Energiegehalt der Nahrung zu ändern: Mehr Rohfaser, weniger Kohlenhydrate, keine Leckerlies mehr und vor allem viel Bewegung. Kalorienhaltiges Futter, wie Trockenfutter, Sämereien, aber auch Obst, Knollen- und Wurzelgemüse sollte vom Speiseplan gestrichen werden. Junge Wiesenkräuter, vor allem Löwenzahn und Luzerne und ausgewachsene, dunkelgrüne Wiese sind auch sehr energie- und eiweißreich. Es sollte also grundsätzlich Wiese und/oder blättriges Gemüse verfüttert werden. Zusätzlich kann das Futter erhöht aufgehängt werden, damit sich die Kaninchen danach recken und strecken müssen, oder man verteilt es im ganzen Gehege in Verstecken. Neue Einrichtungsgegenstände und Abwechslung animieren die Kaninchen sich mehr zu bewegen. 

Bedenke auch die gesundheitlichen Gefahren, die Übergewicht mit sich bringt! Übergewichte Kaninchen können sich nicht mehr so gut putzen und ihren Blinddarmkot vom After aufnehmen. Daher verklebt der Anogenitalbereich des Kaninchens mit Kot. Dies fördert die Gefahr eines Fliegenmadenbefalls erheblich, was nicht selten, wenn es nicht sofort bemerkt wird, das Todesurteil für das Kaninchen bedeutet. Außerdem leiden unter zu hohem Gewicht die Gelenke und Fußballen, sodass eine Folge nicht selten Arthrose und wunde Läufe sind. Dicke Kaninchen haben im Krankheitsfall ein erhöhtes Narkoserisiko. Fettnekrosen können ebenfalls entstehen. Aber auch in wachem Zustand belastet Übergewicht den Kreislauf, sodass dieser Zustand auch zu Herzproblemen führen kann. 

Auch im Winter benötigen unsere Hauskaninchen keinen Winterspeck, denn sie bekommen weiterhin täglich ihr Futter vorgesetzt und sind nicht darauf angewiesen in Hungerszeiten von ihren Körperreserven zehren zu müssen. 

Gesunde Kaninchen, die artgerecht mit ausreichend Auslauf gehalten werden, sind weder zu dick noch zu dünn. In einer artgerechten Ernährung haben handelsübliche Trockenfuttermischungen, Drops, Brot, Knabberstangen und andere Snacks aus dem Supermarkt nichts zu suchen. Zudem haben artgerecht gehaltene Kaninchen immer die Möglichkeit, sich ausgiebig zu bewegen. Dies ist nicht nur wichtig für ihr Wohlbefinden, sondern auch für einen gesunden Körper. Wenn deine Kaninchen nun zu dick sein sollten, solltest du die Ernährung und Haltung überdenken und eine Futterumstellung durchführen. Die Kaninchen werden so auf natürliche Weise abnehmen, ohne zu hungern oder anderweitig gefährdet zu werden. 

Zu dünn?

Fühlt sich das Kaninchen sehr knochig an und die Wirbelsäule ist erkennbar, wiegt das Tier zu wenig und du solltest, gerade bei einem radikalen Gewichtsverlust, schnellstmöglich deinen Tierarzt aufsuchen. Derartige Gewichtsabnahmen können einen gesundheitlichen Grund haben, nicht selten handelt es sich dabei um Zahnprobleme oder Darmparasiten. Aber auch unter Kaninchen gibt es einfach schlechtere Futterverwerter, meistens Riesen, oder Kaninchen, die in bestimmten Lebensphasen (Trächtigkeit, Säugeperiode, Krankheit, Alter) einen erhöhten Energiebedarf haben und dann abnehmen, wenn dieser nicht gedeckt ist. Auch Stress kann der Grund einer Gewichtsabnahme sein.

Es ergibt Sinn, seine Kaninchen regelmäßig zu wiegen. So erkennt man frühzeitig Gewichtsschwankungen und mögliche Krankheiten, bevor sich diese mit weiteren Symptomen äußern. Schnelles Handeln kann hier lebensrettend wirken! Wurde die Ursache erkannt und behandelt, gilt es das Kaninchen wieder hochzupäppeln. Zum normalen Futter kann man ihm immer wieder Leckerlies wie Erbsenflocken, Erdnüsse oder Sämereien zustecken. Junges Grün, Löwenzahn, Knollen- und Wurzelgemüse sowie kleine Stücke Obst sind ebenfalls super Dickmacher. Diese Leckerlies sollten umgehend vermieden werden, sobald keine weitere Gewichtszunahme erwünscht ist.

Weiteres zum Idealgewicht unserer Kaninchen hier!

Erfahrungsbericht


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