Abstract
Aus gesundheitlichen Gründen (u.a. Zahngesundheit, Verdauung, Flüssigkeitsaufnahme, spezieller Kalziumstoffwechsel etc.) sollte die Kaninchenernährung aus frischem, blättrigem Grün, hochwertigem Heu und Wasser bestehen. Im Sommer ist dies mit der Wiesenfütterung, im Winter mit blättrigem Gemüse (Kohl, Bittersalate, Gemüsegrün und Kräutern) umsetzbar. Ergänzend kann hochwertiges Heu zur freien Verfügung und Kleinstmengen getrocknete Kräuter, Blätter und Blüten (Voraussetzung: Gesunde Kaninchen) – ggf. selbst getrocknet – angeboten werden. Sämereien sollten nur nach tierärztlicher Absprache zugefüttert werden, wenn das Tier gezielt zunehmen soll oder einen erhöhten Energiebedarf hat. Handelsübliche Futtermischungen, Brot, Snacks und Lecksteine sind aus gesundheitlicher Sicht komplett abzulehnen. Grundsätzlich gilt, dass getrocknetes Futter zu keinem Zeitpunkt die Frischfutterernährung ersetzt.
Die natürlichste und zudem kostengünstigste Ernährung für Kaninchen ist die Wiesenfütterung oder auch Sommerfütterung. In der freien Wildbahn ernähren sich Kaninchen von Wildkräutern und Ästen heimischer Laub- und Nadelbäumen. In der blättrigen Nahrung finden sich neben den Nährstoffen, gesundheitsförderliche Sekundärstoffe, auf die Kaninchen bei (drohenden) Erkrankungen zurückgreifen können. Von April bis Oktober lässt sich diese Art der Ernährung in der Regel problemlos umsetzen. Hilfreich sind hierbei Pflanzenbestimmungsapps und Nachschlageliteratur bzw. Futterlisten.
Eine Alternative zur Wiesenfütterung stellt die Fütterung von Kohl, Bittersalaten, Gemüsegrün und (Garten-)Kräutern dar. Diese Form der Fütterung wird oftmals auch als Winterfütterung bezeichnet. Sie ist auch in der Stadt, im Winter oder bei hohen Temperaturen im Sommer immer verfügbar. Wer zwischen Sommer- und Winterfütterung regelmäßig wechselt, sollte sich bewusst sein, dass die Nährstoffzusammensetzung ein wenig variiert und es zunächst zu Verdauungsschwierigkeiten kommen kann, weshalb das jeweilige Futter sorgsam angefüttert werden muss. Es bietet sich daher an, die Winterfütterung auch in den Sommermonaten begleitend anzubieten, um die Futterumstellung im Herbst zu beschleunigen. Kohl ist für Kaninchen nicht gesundheitsschädlich, sondern eine wichtige Ergänzung zu Salaten, darf jedoch niemals mit handelsüblichem Trockenfutter verfüttert werden! Bei der ausschließlichen Fütterung von Salaten kann es zu einem Nährstoffmangel kommen.
Warum erklären wir das jetzt, wenn es in diesem Kapitel um das Trockenfutter gehen soll? Ganz einfach: Trockenfutter kann eine gesunde, artgerechte Ernährung zu keinem Zeitpunkt ersetzen!
Drei grundlegende Hinweise hierzu:
- Frischfutter fördert die Zahngesundheit deiner Kaninchen
Kaninchen reiben ihre Zähne durch die mahlenden Kaubewegungen (wie ein Mahlstein) aneinander ab. Dies geschieht über häufige Kaubewegungen, die ausschließlich durch blättrige Ernährung erreicht werden können (Hartes) Brot weicht im Kontakt mit Speichel auf, weshalb es wenig gekaut werden muss. Kaninchenzähne wachsen ein Leben lang und nutzen sich durch die verminderte Nahrungszerkleinerung nicht ausreichend ab. Sie werden immer länger. - Frischfutter fördert die Verdauung und Gesundheit deiner Kaninchen
Kaninchen besitzen einen sogenannten „Stopfmagen“ und kaum eigenständige Darmtätigkeit. Durch rund 80 kleine Mahlzeiten gelangt immer wieder Speisebrei in den Magen und den Darm. Hierdurch wird der Darminhalt durch den Magen-Darm-Trakt bewegt. Trockenfutter sättigt schnell (wie Fastfood), weshalb nicht genug gefressen wird. Der Speisebrei beginnt im Magen-Darm-Trakt zu gären und bietet einen perfekten Nährboden für eine bakterielle Fehlbesiedlung, Parasiten oder führt schlimmstenfalls zu Aufgasungen oder Verstopfungen. - Kaninchen nehmen Flüssigkeit zu rund 90% über die Nahrung auf
Kaninchen trinken nur selten, da sie ihren Flüssigkeitshaushalt über die Nahrungsaufnahme regulieren. Über das Trockenfutter wird nicht ausreichend Flüssigkeit zugeführt. Hierdurch werden die Nieren- und Blasenfunktion oder der Darmhaushalt eingeschränkt.
Die Nahrung sollte 24 Stunden, 7 Tage die Woche aus frischem, blättrigem Grün, qualitativ hochwertigem Heu und Wasser (aus dem Napf) bestehen.
In Ausnahmefällen (z.B. Krankheiten, Futterumstellung, etc.) und auch als Leckerei kann Getrocknetes (oder einzelne Streifen Knollengemüse oder Kleinstmengen Früchte/Obst) angeboten werden. Dies sollte jedoch immer nur einen kleinen Teil der Ernährung darstellen und nicht jedes Trockenfutter ist geeignet für Kaninchen.
Geeignetes Trockenfutter zur Ernährungsergänzung
Heu – sollte immer frei zugänglich zur Verfügung stehen. Es enthält auch im getrockneten Zustand noch Mineralien, Vitamine und andere Nährstoffe in konzentrierter Form. Abhängig der Fütterungsform von Kaninchen wird Heu als Nahrungsergänzung oder Beschäftigung genutzt. Bei Kaninchen mit Erkrankungen der harnleitenden Organe ist Vorsicht hinsichtlich des Kräutergehaltes geboten. Hier empfiehlt sich die Verwendung des sogenannten „Timothy Heu“.
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Getreidefreie Trockenfuttermischungen – können eine Ergänzung zur frischen, blättrigen Ernährung darstellen und niemals als Alleinfuttermittel verwendet werden. Sie bestehen in der Regel aus getrockneten Kräutern, Blüten, Blättern, Gemüse und gepresstem Heu. Die nach dem Trocknungsprozess verbleibenden Nährstoffe liegen in konzentrierter Form vor und können sich in den harnleitenden Organen ablagern. Feste Bestandteile können zu Zahnerkrankungen führen. Insbesondere Pellets können im Magen quellen und zu Magenüberladungen, Übergewicht oder Verstopfungen führen.
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Sämereien – sind sehr energiehaltig und reich an Eiweißen, ungesättigten Fettsäure, Vitaminen und Mineralien. Daher kann die Zufütterung von Sämereien bei Kaninchen mit einem erhöhten Energiebedarf, wie bei säugenden oder tragenden Kaninchen, Tieren im Wachstum, bei bestimmten Erkrankungen oder untergewichtigen Tieren, durchaus sinnvoll sein. Sämereien sollten jedoch mit Bedacht verwendet werden, da sie zur Verfettung der Kaninchen anregen.
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DIY Trockenfutter – selbst getrocknetes Futter – ist eine kostengünstige Variante um Kräuter, Gräser, Früchte oder Gemüse haltbar zu machen. In kleinen Mengen geeignet als Belohnung im Tricktraining oder als Leckerei.
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Ungeeignetes Trockenfutter
Handelsübliche Trockenfuttermischungen – enthalten meist Salze, Gemüseabfälle, Zucker, Honig und gefärbtes kleingemahlenes Getreide, Brotreste oder Geschmacksverstärker. Handelsübliche Trockenfuttermischungen entstammen der industrialisierten Massentierhaltung und dienen dem Zweck, die Kaninchen möglichst schnell groß und schlachtreif werden zu lassen. Oftmals enthalten sie einen zu geringen Rohfaseranteil, der für die Verdauung des Kaninchens jedoch unerlässlich ist. Für das Liebhaberkaninchen führt die anhaltende Fütterung zur Organverfettung und Zahn- sowie Verdauungsproblemen.
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Snacks, Brot und Lecksteine – sind absolut unnötige, gesundheitsschädliche Futtermittel und gehören nicht in ein Kaninchen. Sie sind – mittlerweile bunte – Überbleibsel aus der Zucht von Kaninchen zur Fleischgewinnung, bei der es ausschließlich um eine schnelle Gewichtszunahme ging. Getreide, Zucker und Co. können langfristig die Darmfunktion zum Erliegen bringen. Durch die harte Konsistenz werden Zahnprobleme provoziert. Salz-, Kalk- und Mineralsteine können beim gesunden Kaninchen durch die übermäßige Aufnahme von Salz zum Nierenversagen führen. Die Überversorgung von Kalzium sorgt führt zur Harnsteinbildung und der Organverkalkung. Insbesondere in der Fütterung von trockenem Brot ist zu beachten, dass sich Schimmelpilze einlagern können und die Gefahr einer Vergiftung besteht.
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Außerdem
Futtermittel-Deklaration – Was steckt wirklich im Trockenfutter?
Auf der Packung des handelsüblichen Trockenfutters stehen alle Inhaltsstoffe aufgelistet, möchte man meinen. Doch was genau steht da eigentlich? Und was ist mit den Inhaltsstoffen, die nicht gelistet werden müssen? Auch bei den losen Futtermischungen in so mancher Zoohandlung findet man keine Informationen über den Inhalt. Vorsicht also beim Kauf von handelsüblichem Trockenfutter.
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Soja in der Kaninchenernährung – In der Futtermittelproduktion wird Weizen, Zucker, Ei oder Honig zunehmend durch Soja als Bindemittel ersetzt. Soja ist kein Getreide, sondern eine Hülsenfrucht und beinhaltet etwa die Hälfte der Kohlenhydrate von Weizen. Außerdem beinhalten Sojabohnen essenzielle Aminosäuren, gesunde, ungesättigte Fettsäuren, Proteine und gesundheitsförderliche Sekundärstoffe. Soja sollte dem Kaninchen jedoch nicht unbehandelt gefüttert werden.
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