Gibt es seriöse Züchter?

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Grundsätzlich sprechen wir uns als Tierschutzverein gegen die Zucht und Vermehrung von Kaninchen aus, da bereits viele Kaninchen in Tierheimen und Pflegestellen auf ein neues Zuhause warten (auch reinrassige Tiere und Welpen). Diese sind in der Regel bereits geimpft, kastriert und gesundheitlich durchgecheckt. Zudem hat meistens bereits eine Futterumstellung auf artgerechtes Frischfutter stattgefunden und die Schutzgebühr unterstützt den Tierschutz.

An dieser Stelle möchten wir uns jedoch mit der Frage beschäftigen: Gibt es seriöse und verantwortungsvolle Züchter?

Zu einer verantwortungsvollen Zucht gehören für uns folgende Punkte:

Gruppenhaltung
Die weiblichen Kaninchen leben mit Kastraten zusammen und bekommen auch in dieser Gruppe ihre Welpen. So wachsen diese naturgemäß innerhalb einer Gruppe auf. Die Rammler leben ebenfalls mit Kastraten zusammen in einer anderen Gruppe und nicht, wie meist üblich, allein. Treten Probleme mit den kastrierten und nicht kastrierten Männchen auf, wird der Rammler aus der Zucht genommen, kastriert und lebt weiterhin in dieser Gruppe. Grundsätzlich ist der Zuchteinsatz nach spätestens zwei bis vier Jahren beendet. Es wären auch mehrere Gruppen denkbar, sofern dies charakterlich besser zusammenpasst.

Platzangebot und Ernährung
Beide Gruppen verfügen über ausreichend Platz (mindestens 3m² pro Tier) in einem ansprechend gestalteten, ein- und ausbruchssicherem Gehege, mit zusätzlichem Auslauf. Die Kaninchen erhalten Frischfutter (bestenfalls Wiesenfütterung) und Wasser aus einem Napf.

Gesundheit
Alle Kaninchen werden regelmäßig von einem Tierarzt untersucht und es werden Kotproben abgegeben. Sie sind gegen Myxomatose, RHD 1 und RHD 2 geimpft und auf EC getestet. Die Zucht findet nur mit gesunden, geimpften und EC-negativen Tieren statt.

Rasseauswahl
Um einen hohen Gesundheitsstandard aufrecht zu erhalten, werden nur wenige Rassen gezüchtet. Darüber hinaus werden keine Qualzuchten wie Widder, Zwerge, Riesen oder Haarstruktur-Rassen (langhaarig, Angora, Teddy, Satin und Rex) gezüchtet. All diese Rassen können verschiedene gesundheitliche Probleme aufweisen, die sie in ihrem Leben einschränken.

Genetisches Wissen
Der Züchter sollte versuchen, der Gencode seiner Tiere zu entschlüsseln, sodass dieser vor jedem Wurf sagen kann, in welchem Verhältnis jeweilige Rassemerkmale ausgeprägt sein werden. Dazu sind Rückverpaarungen üblich und nötig (also Vater mit Tochter und auch Geschwister untereinander), jedoch sollte nicht zu viel Inzucht betrieben werden und regelmäßig neue Tiere in den Bestand aufgenommen werden, um den Genpool nicht zu klein zu halten. Der Züchter sollte Abstammungsnachweise führen, Mitglied in einem Zuchtverein sein (inkl. regelmäßige Weiterbildungen) und nicht mehr als zwei Würfe pro Häsin pro Jahr haben.

Abgabebedingungen
Die Abgabe der Welpen erfolgt erst nach der 12. Woche mit Informationen zur artgerechten Haltung. Es wird nicht in Einzelhaltung abgegeben, die Männchen sind kastriert und alle Kaninchen komplett geimpft und tierärztlich durchgecheckt. Zudem besteht die Möglichkeit, das Tier jederzeit wieder zurückzugeben, falls eine artgerechte Haltung nicht mehr möglich ist.

Wenn all diese Punkte erfüllt sind, handelt es sich für uns um eine verantwortungsvolle und seriöse Zucht. Allerdings setzen all diese Punkte nicht das Argument außer Kraft, dass bereits viele Kaninchen ein Zuhause suchen und der Markt mehr als gesättigt ist. Zuchtausstellungen, die für die Tiere sehr stressig sind, lehnen wir grundsätzlich – ungeachtet der sonstigen Haltung – ab.

Wenn es Züchtern um die (Verbesserung der) Tiergesundheit, den Rassebestand und um die Kaninchen selbst geht, kommt nur eine so beschriebene Zucht infrage. Bei anderen Formen der Zucht geht es vielmehr um die finanzielle Bereicherung, um Ruhm (bei Ausstellungen) oder Anerkennung durch andere Züchter.


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