Senioren

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Etwa ab dem sechsten Lebensjahr beginnt für Kaninchen die letzte Lebensphase. Ab wann jedoch Alterserscheinungen auftreten, ist je nach Rasse und Gesundheitszustand des Tieres sehr unterschiedlich. Kleinere Kaninchen können zwischen 10 und 12 Jahre alt werden (dies entspricht etwa 80 bis 90 Menschenjahren), größere Rassen werden zwischen 5 und 7 Jahren alt. Ob ein Kaninchen jedoch dieses Alter erreicht, hängt von den genetischen Faktoren, der Haltung und Ernährung und von Krankheiten ab. Das älteste Kaninchen der Welt ist 18 Jahre alt geworden.

In der freien Natur werden Wildkaninchen nicht so alt, da sie zahlreiche Fressfeinde haben. Viele junge Kaninchen erreichen nicht das Erwachsenenalter, sodass das Durchschnittsalter bei ein bis zwei Jahren liegt.

Verändertes Verhalten
Ältere Kaninchen lassen es gerne etwas langsamer angehen und zeigen längere Schlaf- und Ruhepausen. Sie sind schreckhafter und das Bewegungsbedürfnis ist herabgesetzt, hohe Sprünge über Hindernisse oder auf erhöhte Flächen werden weniger oder ganz gemieden. In diesem Fall sollte man das Gehege mit Stufen und Rampen seniorengerecht gestalten, die vertraute Umgebung ist jedoch weiterhin sehr wichtig. Trotz der geringeren Bewegung sollten auch ältere Kaninchen nach wie vor die gleichen ausreichenden Auslaufmöglichkeiten haben wie in jüngeren Jahren, ebenso wie mindestens einen Partner. Denn auch ältere Kaninchen sind nicht gerne allein. Weiterhin berichten Kaninchenhalter von Demenzerscheinungen (wie auch bei Hunden zu beobachten).

Verändertes Aussehen
Im Alter kann das Fell bei Kaninchen etwas struppiger werden, ergrauen und verblassen. Der Körperbau wird knochiger und drahtiger. Jedoch sollte immer abgeklärt werden, ob die Veränderungen nicht durch eine Krankheit oder einen Mangel entstanden sind.

Seniorenhaltung
Eventuell fressen ältere Kaninchen etwas langsamer, sodass darauf geachtet werden muss, dass jüngere Artgenossen den älteren nicht alles wegfressen. In diesem Fall sollte die Futtermenge so weit erhöht werden, dass jederzeit Futter zur Verfügung steht (siehe weiter: Ad libitum). Wenn möglich, sollte jetzt keine Futterumstellung mehr erfolgen und weiterhin leicht verdauliche Kost angeboten werden, auch um altersbedingte Verdauungsprobleme (z.B. Durchfall) zu vermeiden. Einigen Kaninchen hilft es, wenn man das Gemüse ab jetzt etwas kleiner schneidet, sodass sie es leichter aufnehmen können. Da im Alter der Flüssigkeitsbedarf steigt, sollten die kleinen Senioren jederzeit und in gut erreichbarer Nähe einen Wassernapf mit frischem Wasser vorfinden können. In der Seniorenzeit sollte auf die Umgestaltung der gewohnten Umgebung verzichtet werden. Außerdem sollte vermehrt darauf geachtet werden, unnötigen Stress zu vermeiden. Vor allem ältere Kaninchen reagieren empfindlicher auf große Veränderungen.

Eventuell auftretende altersbedingte Krankheiten
In dieser Lebensphase können auch altersbedingte Krankheiten auftreten, zum Beispiel Arthrose (Gelenkverschleiß) oder Zahnprobleme. Daher ist es ratsam, Senioren regelmäßig einem Tierarzt vorzustellen und vor allem auf alterstypische Erkrankungen zu achten. Durch die veränderten Körperfunktionen und dem Stoffwechsel im Alter nehmen viele Kaninchen ab, sodass eine regelmäßige Gewichtskontrolle empfehlenswert ist, um rechtzeitig dem entgegenzusteuern. Weiterhin kann der altersbedingte Star die Sehleistungen einschränken. In diesem Fall sollte das Gehege nicht umgestaltet werden, sodass sich die Kaninchen weiterhin gut zurechtfinden. Einige Kaninchen haben im Seniorenalter Probleme mit dem Fellwechsel bzw. Probleme mit der eigenen Fellpflege und werden unrein (Achtung: Fliegenmaden!). Auch dies sollte unbedingt im Auge behalten und ggf. dem kleinen Senior geholfen werden. Durch das Nachlassen der Abwehrkräfte haben leider auch Parasiten wie Pilze, Milben etc. leichteres Spiel. Mehr Wärmemöglichkeiten und geschützte Plätze helfen den Senioren, da sie jetzt kälte- und zugluftempfindlicher werden. Auch das Gehör kann im Alter nachlassen, sodass bestimmte Frequenzen nicht mehr wahrgenommen werden. Einige Senioren leiden außerdem unter Herz- und Kreislaufproblemen, Nieren- oder Blasenproblemen oder an Tumorerkrankungen. Im Gegensatz zu jüngeren erwachsenen Tieren haben Welpen und Senioren stärkere Probleme mit Kokzidien, sodass zu einer regelmäßigen Kotproben-Untersuchung, vor allem bei sehr jungen und älteren Tieren, beim Tierarzt geraten wird. Zudem gibt es immer wieder in Kreisen der Kaninchenhalter Diskussionen, ob eine Impfung gegen RHD1, RHD2 und Myxomatose im höheren Alter sinnvoll ist, da diese das Immunsystem belasten. An dieser Stelle muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass trotz der Risiken bei einer Impfung die Risiken der Erkrankung ohne Impfung deutlich höher ist. Vor allem ältere Tiere haben mit ihrem schwächeren Immunsystem diesen Erkrankungen nichts entgegenzubringen, sodass wir auch weiterhin zu einer regelmäßigen Impfung raten.

Fazit
Trotz der kleinen Wehwehchen, die im Alter auftreten können, aber nicht müssen, und dem Wissen, dass dies der letzte Lebensabschnitt ist, ist es eine schöne Zeit. Vor allem, wenn das Tier schon lange beim Halter lebt, verbindet sie viele aufregende und schöne Geschichten miteinander. Außerdem kennen sich Kaninchen und Halter gut und wissen voneinander, wie sie auf bestimmte Situationen reagieren. Ziel bei der Seniorenhaltung sollte sein, dem Tier einen schönen Lebensabend ohne Schmerzen zu schenken. Bitte akzeptiere den Alterungsprozess und die damit einhergehenden Probleme, die auftreten können aber nicht müssen. Einen großen Vorteil haben Senioren nämlich gegenüber ihren jüngeren Artgenossen: Sie haben nicht mehr so viel Blödsinn im Kopf!

Was kann es Schöneres geben, als seine Tiere bis ins hohe Alter begleiten zu dürfen?


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