Die GOT erhöht sich, was bedeutet das?
GOT steht für „Gebührenordnung für Tierärzte„. Dort wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft festgesetzt was welche tierärztliche Leistung mindestens und höchstens kosten darf. Zu welchem Preis (1-4facher Satz) tatsächlich abgerechnet wird, entscheiden die Tierärzte dann in der Praxis bzw. Klinik selbst.
Was ändert sich genau?
Anpassung der Preise für tierärztliche Leistungen, grob gesagt wird im Schnitt alles um ca. 20% teurer. Es gibt aber auch Posten, die günstiger werden, wie z. B. Venenkatheter legen, Röntgenbilder ab der 3. Aufnahme oder das Einschleifen der Backenzähne.
Seid ihr in einer vergleichsweisen teuren Praxis/Klinik ändern sich die Preise vermutlich nicht so signifikant, da hier schon vor Änderung der GOT Preisanpassungen im Sinne der Wirtschaftlichkeit stattgefunden haben. Bei TÄ, die bisher vergleichsweise recht günstig waren, wird man es deutlicher spüren, da sie mit Eintreten der neuen GOT gezwungen sind mindestens den 1-fachen Satz für ihre Leistungen zu verlangen.
Beispiel: Bei uns in der Klinik rechnen wir aktuell regulär zum 2,5-fachen Satz der derzeitigen GOT ab. Nach Inkrafttreten der neuen GOT werden unsere Leistungen nur noch zum 1,2-fachen Satz berechnet werden.
Warum wird die GOT angepasst?
- sie ist stark veraltet – zuletzt wurde sie in ihren Grundzügen im letzten Jahrtausend novelliert, nämlich 1999
- manche Leistungen, wie z. B. eine CT, finden sich in der aktuellen GOT gar nicht, sodass sie an den tiermedizinischen Fortschritt angepasst werden muss
- alles wird teurer, seit Jahren. Auch Strom, Wasser, Gas, Geräte, Material, Medikamente usw. Auch die Lebenshaltungskosten der Tierärzte (und sehr viele angestellte TÄ bekommen immer noch einen regelrechten Hungerlohn, das leider den Wenigsten bewusst!). Da ist es nur logisch, wenn mehr Geld erwirtschaftet werden muss, um noch lukrativ arbeiten zu können.
- vielleicht habt ihr schon vom Kliniksterben gehört, ca. 55% der Kliniken mussten in den letzten 5 Jahren in Deutschland schließen: Personalmangel bei zu hohem Patientenaufkommen. Tierärzte sind am Limit. Viele arbeiten in deutlich besser bezahlten, fachfremden Berufen. Immer weniger wollen ein Leben mit unterbezahlter, schlechter Work-Life-Balance inkl. Nacht- und Notdiensten, bei denen man sich immer wieder für lange Wartezeiten und die Preise rechtfertigen muss. Aktuell gibt es in Deutschland rund 16 000 offene Stellen für Tierärzte, auch TierarzthelferInnen werden immer gebraucht und gesucht!
–> Die Anpassung der GOT ist somit auch eine Überlebensmaßnahme für Tierarztpraxen und -kliniken. Damit wir weiterhin unseren Job ausüben können, so wie ihr euch das wünscht: 24/7 mit guter, umfassender Diagnostik. Das hat, wie alles im Leben, einfach seinen Preis.
Aber: Ganz so leicht ist es leider auch nicht. Denn die Überarbeitung der GOT hat über 10 Jahre gedauert, sodass sie eigentlich bevor sie in Kraft tritt wieder bereits veraltet ist… schon etwas traurig.
Was könnt ihr, als TierhalterInnen nun tun?
- Tierkrankenversicherungen abschließen! Das ist das A und O!
- alternativ: Geld beiseite legen und immer mindestens eine 4-stellige Summe als Puffer parat haben. Denn ja, auch bei Kaninchen ist eine Not-OP sehr schnell im oberen 3-stelligen Bereich. Dazu kommt dann noch die Nachsorge, ggf. mehrtägiger stationärer Aufenthalt. Besonders Zahngeschichten sind einfach never-ending-stories.
- keine neuen Tiere aufnehmen, wenn die oben genannten Punkte nicht langfristig gewährleistet werden können. Ja, liest sich hart. Tierhaltung ist einfach ein Luxus und das ist gut so, denn wir reden hier davon lebenslange Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen – auch auf gesundheitlicher Ebene.
- durch eine gute und artgerechte Haltung und Fütterung die Tiere fit und gesund halten, um Krankheiten vorzubeugen. Regelmäßige Check-ups, Kotproben und Impfungen um Krankheiten frühzeitig erkennen und ihnen entgegenwirken zu können.
Worst case: die Tiere sind schon da und nun geht das Geld aus- Schicksalsschläge können JEDEN treffen.
- Ratenzahlung anfragen
- Kredit aufnehmen/sich von Freunden/Familie etwas leihen
- Organisationen für TierhalterInnen in Not anfragen, ob Unterstützung möglich ist (nur möglich, solange Spendengelder ausreichen) –> z.B. unsere Möhrenspende
- das Tier dorthin abgeben, wo es entsprechend versorgt werden kann. Manchmal bedeutet wahre Tierliebe nämlich auch loslassen zu können. Als aller letzte Option.
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