Wunde Läufe / Pododermatitis

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Allgemeines
Die Hauptlast des Körpergewichtes bei Kaninchen lastet auf den Hinterbeinen. Natürlicherweise schützt das Fell die Ballen unter den Pfoten vor einer Überbeanspruchung und zu starker mechanischer Belastung. Es gibt eine kleine kreisrunde, haarlose Stelle am Ende des Fußballens, die ganz normal und keinesfalls besorgniserregend ist, besonders bei Rexkaninchen ist sie sehr auffällig. Sie soll und muss nicht behandelt werden. Allerdings schadet es nie, die Stelle gut im Auge zu behalten.

Ursache
Die Ursache Wunder Läufe findet sich meist in einer Fehlbelastung oder Überbelastung, durch die das Fell an den Fußsohlen abgescheuert wird und die darunter liegende Haut permanent gereizt wird und sich entzündet. Eine Fehlbelastung kann z.B. durch zu lange Krallen oder Übergewicht entstehen, wenn also unnatürlich viel Gewicht auf den Fersen lastet. Übergewichtige Kaninchen sind häufig faul, sodass sie sehr lange und sehr oft auf derselben Stelle sitzen, was die Ballen umso mehr reizt. Gerade große Rassen, wie Riesenkaninchen sind dafür prädestiniert, auch wenn sie kein Übergewicht haben, lastet auf ihren Beinen einfach ein unnatürlich hohes Gewicht. Ebenso kann es zur Fehlbelastung kommen, wenn die Tiere dauerhaft auf hartem Untergrund gehalten werden, die Krallen dadurch nicht in den Boden eindringen können und das Gewicht so nach hinten auf die Ferse verschoben wird. Zudem kann eine vermehrte Belastung auf einem Bein auftreten, falls das andere schmerzhaft ist und vom Kaninchen geschont wird. Auch eine Haltung auf nassem, dreckigem oder ungeeignetem Untergrund, wie Teppich, der nicht zu 100% aus Baumwolle besteht oder Gitterboden fördert die Entstehung Wunder Läufe. Teppich aus Kunstfasern wird sehr schnell sehr heiß, wenn die Kaninchen darüber flitzen, sodass es durch verstärkten Druck auf derselben Stelle zu Reibungsverbrennungen kommen kann und das Fell abgenutzt und verloren wird. Bei dreckigem, nassem Untergrund reizen Harnstoff und Ammoniak aus den Exkrementen zusätzlich die Haut der Kaninchen in Kombination mit Übergewicht bzw. beschränktem Platzangebot kann das fatale Folgen haben. Selbst wenn kein Platzmangel und eingeschränkte Bewegungsfreiheit vorliegt, bleiben die Tiere oft apathisch an Ort und Stelle sitzen, wenn eine Störung des Allgemeinbefindens vorliegt. So sitzen auch sie in ihrem eigenen Urin und das nasse Fell unter den Pfoten verursacht, wie bereits erwähnt, eine Reizung der Haut. Durch dieses ständige Sitzen, ganz egal wodurch es bedingt ist, werden die Füße schlechter durchblutet. Sind die Ballen bereits so gereizt, dass Verletzungen entstanden sind, kommt es schnell zu einer Ansiedlung von Bakterien und einer daraus resultierenden Entzündung der Fußballen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Wunde Läufe durch starken Druck auf die Ballen entsteht, wodurch diese schlechter durchblutet werden, verschorfen und sich leicht Bakterien einnisten können.

Symptome
Das erste Anzeichen ist meist eine dünne, gerötete Haut an den Fußballen mit schuppiger Hornhautbildung und Haarverlust. Diese Stelle wird mit der Zeit größer und es können sich Schwellungen oder im fortgeschrittenen Stadium offene, blutige, eitrige und krustige Stellen bilden. Ansonsten erscheint das Kaninchen durch seine Bewegungsunlust faul und entlastet evtl. die Beine. Manche Kaninchen lecken auch, durch das unangenehme, schmerzhafte Gefühl, vermehrt an ihren Füßen. Ist die Pododermatitis weit fortgeschritten und die Bakterien sich bereits stark in der Tiefe ausgebreitet haben, zeigt das Kaninchen eine deutliche Lahmheit und Schmerzen.

Behandlung
Befinden sich die Wunden Läufe noch im Anfangsstadium, wenn nur eine Rötung und/oder Haarlosigkeit vorliegt, sollte man die Ballen pflegen, indem man für verschiedene Untergründe im Gehege sorgt. Die Schlafplätze sollten einen weichen Untergrund bekommen, wie Streu, Stroh oder ein Polster. Ansonsten sollte das Gehege abwechslungsreich und möglichst mit natürlichen Materialien gestaltet werden. Steine, Holz, Wiese, Erde. Teppiche aus Kunstfasern sollten gegen Teppiche aus 100% Baumwolle oder Stroh-/Hanfmatten ausgetauscht werden. Ziel ist es, dass sich eine Hornhaut über der Stelle bildet und sie so schützt.

Bei Schwellungen, Krusten und offenen Wunden haben sich 2-3x täglich je 5-10 min lange Fußbäder mit Rivanol bewehrt. Rivanol desinfiziert die wunden Stellen und vermindert so die Keimansammlung und Entzündung. Außerdem sollte ein entzündungshemmendes Schmerzmittel, z. B. Metacam und gegen die Entzündung ein knochengängiges Antibiotikum gegeben werden. Meist muss dieses je nach Schweregrad mehrere Wochen verabreicht werden.

Eine ganz neue Behandlungsmethode ist das Lasern. Die betroffenen Stellen, werden 1-2x pro Woche gelasert. Dadurch sterben die alten kaputten Zellen ab und eine Neubildung des Gewebes wird angeregt.

Von Salben sollte man solange es geht Abstand nehmen. Dreck bleibt daran haften und verschlimmert die Entzündung. Zudem animiert die Salbe die Kaninchen zum Ablecken, wodurch die Läufe zusätzlich gereizt werden und die Salbe keine Wirkung mehr erzielen kann. Wenn es für absolut notwendig erachtet wird, sollten Salben unter einem Polsterverband, der die Ballen entlastet, verwendet werden. Geeignet ist dafür z.B. Iod-, Bepanthen-, Zink oder Honigsalbe. Auch Leukasekegel, Nekrolytsalbe und lokales Antibiotikum können helfen. Der Nachteil an gepolsterten Schutzverbänden ist, dass sie meist nicht gut geduldet werden und entweder zu fest (Blutgefäße werden abgeschnürt) oder zu locker (Kaninchen kann sich daraus befreien) sitzen. Außerdem müssen sie täglich gewechselt werden, damit die Wunden an den Füßen gereinigt werden können und Luft zirkulieren kann. Solche Verbände können mit Babysocken und Tape geschützt und befestigt werden. Die Haare der Füße sollten nicht aus hygienischen Gründen rasieren werden, da sie weiterhin als Polster und Schutz des Ballens dienen.
Hilfreich kann auch ein Blasenpflaster (z. B. von Compeed) zur Polsterung aus der Apotheke oder Drogerie sein. Es sollte aber erst angebracht werden, wenn die betroffene Stelle am Fuß nicht mehr offen ist. Es eignet sich viel mehr dazu, die Stelle nach der Abheilung zu polstern und zu schützen, um so die Funktion des Fells zu ersetzen bis neues Fell nachgewachsen ist.

Falls die Füße sehr schlimm aussehen und tiefe Wunden vermutet werden, sollte ein Röntgenbild gemacht werden, um beurteilen zu können, ob der Fußknochen bereits betroffen ist. In leichten Fällen reicht ein Antibiotikum, oft muss aber auch das Bein amputiert werden. Damit kommen die meisten Kaninchen aber sehr gut zurecht. Ein Röntgenbild gibt auch Aufschluss darüber, ob die Bakterien bereits an andere Stellen im Körper gewandert sind und dort entzündliche Reaktionen hervorrufen,

Alles in allem muss man sich bei Wunden Läufen im Normalfall auf eine sehr langwierige Behandlungszeit einstellen. Liegt die Ursache an falschem Untergrund, zu langen Krallen, Platzmangel oder Übergewicht, sollten diese Probleme natürlich behoben werden.

Schutz
Den besten Schutz bietet man mit einem abwechslungsreichen Untergrund, der zur Hornhautbildung anregt. Wichtig ist, nur natürliche Materialien wie Steine, Holz, Wiese, Erde, Sand Stroh usw. zu verwenden. Bei Teppichen sollte darauf geachtet werden, dass sie zu 100% aus Baumwolle bestehen. Außerdem sollte man auf das Gewicht der Kaninchen achten und Übergewicht durch viel Platz und eine gesunde Ernährung vermeiden. Die Krallen sollten regelmäßig kontrolliert und kurzgehalten werden. Gerade bei großen Kaninchen und Rexkaninchen sollte man immer mal wieder die Füße anschauen, wenn die Kaninchen gerade mal entspannt mit ausgestreckten Beinen daliegen. Wie bei allem gilt frühzeitig zu handeln, damit stark behandlungsintensive Läufe gar nicht erst aus einer kleinen haarlosen Rötung entstehen.

Erfahrungsbericht: Wunde Läufe

Pfotenpolsterverband anlegen bei einem gelähmten Kaninchen:

 


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